30. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1900

28 Belässt man Cellulose nur sehr kurze Zeit in kalter Schwefelsäure (8 Th. conc. H280., 1Th.H20), so erfolgt die Amylodbildung nur oberflächlich. Aus ungeleimtem Papier entsteht dann eine durchscheinende, zähe, pergamentähnliche Masse, das Pergamentpapier oder vegetabilisches Pergament. Cellulose liefert mit Salpetersäure Ester. Man wendet zur Esterificierung ein Gemisch von gleichen Volumen conc. H.S0, und conc. HNO, an und lässt das¬ selbe ungefähr durch eine Viertelstunde auf Cellulose einwirken. Man wäscht die Masse, die äußerlich nicht verändert erscheint, mit Wasser aus und trocknet an der Luft. Der erhaltene Körper ist die Schießbaumwolle, welche beim Entzünden sehr rasch abbrennt und, bei Luftabschluss erhitzt, unter Ausstoßung von NO, explodiert. e) Stärke. Die Stärke ist ein Aggregat von kleinen Körner, die nach ihrer Abstammung verschiedene Größe und Structur besitzen, so dass nur darauf eine Unterscheidung der verschiedenen Stärkesorten (Kartoffel-, Reis-, Mais-, Weizen, Bohnenstärke) sich gründet. In chemischer Beziehung zeigen diese verschiedenen Stärkesorten keinen Unterschied. Die Stärke ist ohne Geruch und Geschmack und in kaltem Wasser unlöslich. In heißem Wasser quillt sie auf und gibt einen Kleister, der nur langsam filtriert. Auf dem Filter bleibt eine dünne Schichte, die Stärkecellulose, zurück. Wasserhaltiges Glycerin löst Stärke vollständig auf. Aus der Lösung wird die Stärke durch Alkohol gefällt, und die nun filtrierte und getrocknete Stärke ist in Wasser löslich. (Anwendung dieser wasserlöslichen Stärke statt des Kleisters für Jodnachweis.) Stärkekleister verflüssigt sich mit Malzaufguss vollständig, wobei Dextrin und Maltose entstehen. (Hinweis auf die Biererzeugung.) Die erhaltene Flüssigkeit reduciert Fehling'sche Lösung. Beim Erwärmen mit verdünnten Mineralsäuren wird die Stärke zunächst verkleistert, dann gelöst unter Bildung von Dextrose; daher wird Fehling'sche Lösung reduciert. (Darstellung der Dextrose im großen Salpetersäure wirkt oxydierend, und als Endproduct entsteht Oxalsäure. Mit Wasser befeuchtete Stärke gibt mit freiem Jod eine Blaufärbung(.Man wendet eine Lösung von Jod in Alkohol oder in Jodkaliumlösung an. Die Jodlösung darf nur in sehr geringen Mengen angewendet werden, da sonst die gelbbraune Farbe die blaue verdeckt.) Die Blaufärbung verschwindet beim Erhitzen, tritt aber beim Erkalten wieder auf. Erwärmt man Stärke vorsichtig und steigert die Temperatur allmählich, so entsteht Dextrin, das schon in kaltem Wasser löslich ist. f) Arabin und Dextrir. Arabin ist ein Naturproduct, Dextrin wird durch Rösten von Stärke hergestellt, Beide Körper zeigen in ihren äußeren Eigenschaften bedeutende Ähnlichkeit, daher wird das theure Arabin oft ganz oder theilweise durch das billige Dextrin ersetzt. Um die beiden Körper von einander unterscheiden zu lernen, mögen dieselben neben einander untersucht werden. Beide Körper sind in reinem Zustand farblos oder durchscheinend weiß, geruchlos und schleimig schmeckend, in jeder Menge im Wasser löslich oder besser vertheilbar.

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