30. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1900

Da das Jodoform zum Theil im unveränderten Alkohol gelöst ist, ist es zweckmäßig, mit Wasser stark zu verdünnen. (Eine andere Ausführung der JodoformReaction besteht darin, dass man die alkoholhaltige Flüssigkeit mit einer Jodjodkaliumlösung vermischt und nun tropfenweise Lauge so lange zusetzt, bis die braune Farbe eben verschwindet. Beim Erwärmen und darauf folgenden Verdünnen fällt das Jodoform aus.) Die Jodoform-Reaction ist für Alkohol nicht maßgebend, da auch Aldehyd, Aceton und andere Körper dieselbe zeigen. Verunreinigungen des käuflichen Alkohol sind gewöhnlich Amylalkohol und Aldehyd. Der Nachweis dieser Körper wird später besprochen. Soll der Alkohol in einem geistigen Getränk wie Wein, Bier, Branntwein quantitativ bestimmt werden, so misst man 100 cm der Probeflüssigkeit ab und destilliert etwa die Hälfte ab. Man kann nun sicher sein, dass aller Alkohol in die Vorlage getrieben wurde. Bringt man nun das Destillat mit Wasser auf das Volum 100 cm, so ist in diesen 100 cm verdünnten Alkohol dieselbe Menge Alkohol wie in den 100 cm der Probeflüssigkeit. Die Menge des vorhandenen Alkohols lässt sich nun arometrisch bestimmen. (Der Umweg, der im Abdestillieren des Alkohols besteht, ist unvermeidlich, denn man kann aus der Dichte der Probeflüssigkeit selbst nicht auf den Alkoholgehalt schließen, da — besonders bei Wein und Bier — die Dichte von den beträchtlichen Mengen der vielen gelösten Körper beeinflusst wird. Die Alkoholometer dagegen sind für Alkoholwassergemische eingerichtet.) g) Athyläther 25. O. CH. Der Ather ist vermöge seiner physikalischen Eigenschaften genügend charakterisiert, so dass sein Erkennen keine Schwierigkeiten bereitet. Der auffallende Geruch, das rasche Verdunsten und die leichte Entzündbarkeit lassen denselben sofort erkennen. Erwähnenswert ist noch, dass conc. H.SO, den Ather bei gewöhnlicher Temperatur löst, wobei dessen Geruch vollkommen verschwindet. Verdünnt man die Schwefelsäureätherlösung mit Wasser, so tritt der Geruch wieder auf. h) Acetaldeyd CH. CHO. Der Acetaldehyd, auch kurz Aldehyd genannt, ist eine farblose, in Wasser Alkohol und Ather lösliche Flüssigkeit von ätherartigem Geruche. Große Mengen von Aldehyddampf wirken erstickend. Er entsteht durch Oxydation des Alkohols, kann aber selbst noch weiter zu Essigsäure oxydiert werden. Umgekehrt kann man aus Aldehyd wieder Alkohol herstellen, z. B. durch Reduction mittels Natriumamalgam und Wasser. Der Aldehyd zeigt eine bedeutende Reactionsfähigkeit und vermag Additions¬ Substitutions- und Polymerisationsproducte zu liefern. Außerdem wirkt er sehr gut, reducierend. Additionserscheinungen: Man versetze 5 cm einer abgekühlten conc. Lösung von Nago, mit 1 cm Aldehyd und schüttle um; es scheidet sich das Additionsproduct in Krystallinischem Zustande ab. CH, CH, SON + Naso, H CHO (Leitet man trockenes Ammoniakgas in eine ätherische Aldehydlösung, so scheiden sich Krystalle von Aldehydammoniak ab, die in Wasser leicht löslich sind. CH CH + Na= HN. CHO Dieser Versuch lässt sich im Laboratorium in kurzer Zeit nicht ausführen.)

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