30. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1900

15 f) Athylalkohol CHOH. Athylalkohol, auch kurz Alkohol, ist eine farblose, leicht bewegliche Flüssigkeit vom Siedepunkte 78•4° C. (Beispiel einer Siedepunktbestimmung.) Er ist sehr hygroskopisch und erscheint für gewöhnlich im Handel niemals wasserfrei, sondern höchstens 96 %ig. Man kann die Stärke des käuflichen Alkohols annähernd bestimmen: Alkohol, der wenigstens 85 %ig ist, verbrennt vollständig, weil die frei werdende Wärmemenge hinreicht, um das Wasser zum Verdampfen zu bringen. Ist der Alkohol aber schwächer, so bleibt Wasser als Rückstand. Ebenso verbrennt ein mit wenigstens 85 %igem Alkohol getränkter Papierstreifen vollständig, anderenfalls verbrennt nur der Alkohol mit Hinterlassung des feuchten Papiers. Sehr geringe Mengen von Wasser im Alkohol lassen sich mittels entwässerten Kupfervitriols nachweisen, der infolge Wasseraufnahme blau wird. Für genaue Bestimmungen wendet man Arometer an, welche entweder Gewichtsprocente oder Volumprocente Alkohol anzeigen. In analytischer Beziehung verhält sich der Alkohol folgendermaßen: Conc. 280 (2 Vol.) und Alkohol (3 Vol.) entwickeln beim Erwärmen Athyläther, der am Geruch und auch daran leicht zu erkennen ist, dass er mit helleuchtender Flamme brennt. Wird aber die Säure im großen Überschuss an¬ gewendet, so entwickelt sich Athylen, das im Wasser unlöslich ist, jedoch von Bromwasser aufgenommen wird. Athylen addiert Brom, und das resultierende Athylenbromid setzt sich in öligen Tropfen ab. (Reactionsgleichungen !) Oxydationsmittel führen den Alkohol leicht in Aldehyd über. Erwärmt man eine alkoholhaltige Flüssigkeit mit Ka Cruz und 2804, so tritt der eigenartige Geruch des Aldehyds auf, und die früher rothe Flüssigkeit wird grün infolge der Bildung von Chromsulfat. Der Alkohol zeigt auch reducierende Eigenschaften. Erwärmt man eine alkohol¬ haltige Flüssigkeit mit einer Lösung von Mercurinitrat, so entsteht Mercuronitrat. Man erkennt dies daran, dass auf Zusatz von Ammoniak ein schwarzer Niederschlag entsteht. Diese Reaction unterscheidet den Athyalkohol besonders von dem sehr ähnlichen Methylalkohol. Alkohol, conc. 204 und eine kleine Menge eines Acetats entwickeln Essig¬ äther. Der Geruch desselben tritt besonders deutlich beim Erkalten auf. (Gleichung) II Xanthogensäure-Reaction: (Xanthogensäure Salls ist als Kohlensäure aufzufassen, in der der Sauerstoff in der Carbonylgruppe und in einer Hydroxyl¬ gruppe durch Schwefel, der Wasserstoff in der zweiten Hydroxylgruppe durch das Radical Athyl ersetzt ist.) Diese Säure entsteht in Form ihres Kaliumsalzes, wenn man in Athylalkohol (6 — 10 Tropfen) ein Stückchen KOH löst und dann 2 Tropfen Se. zusetzt. Die Flüssigkeit färbt sich gelb. S2 + KOCHOS + 20. 0.25 Verdünnt man die gelbe Lösung mit dem mehrfachen Volum Wasser und fügt einige Tropfen einer Kupfervitriollösung hinzu, so entsteht ein Niederschlag von Kupfer¬ xanthogenat. Um das Kupferhydroxyd, das durch das unverbrauchte Kalium hydroxyd gebildet wurde, zu entfernen, säuert man mit Salzsäure an. Man bemerkt dann deutlich das Kupferanthogenat als gelben Niederschlag. Eine andere sehr wichtige Reaction, die noch sehr geringe Mengen von Alkohol nachzuweisen gestattet, ist die Jodoform-Reaction. 1 g Krystallsoda, gelöst in 5 cm Wasser, wird mit 1 cm. Alkohol auf 60—80° erwärmt; trägt man dann nach und nach g gepulvertes Jod ein, so scheidet sich Jodoform aus. C.H. + 6 KOH + 8 J 5 K + 3 H,0 + H. COOK + CHI.

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