26. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1896

hiengen. Wenn sich endlich die Originalgenies ihren Eingebungen gleichsam willenlos hingaben, wenn ihre Gedichte daher Ergüsse des Augenblickes waren, sind die der Göttinger im eigentlichsten Sinne des Wortes vorsätzlich gemacht. Durch die ihren Producten eigenthümliche sentimentale Beimischung gleichen sie nicht wenig den Anakreontikern, so dass wir sie in vieler Hinsicht mit diesen zusammengehen sehen Aber gerade darin liegt die Nothwendigkeit ihrer Erscheinung; denn es ist ein Glück zu nennen, dass sich, während die Originalgenies alle Kunstgesetze erschütterten oder gar niederrissen, ein ernstes Streben bei den Göttingern fortsetzte, welches darauf hinaus¬ gien5, an den bisherigen Errungenschaften festzuhalten, die Ideen, welche auf die Ent¬ wicklung der Literatur von so mächtigem und wohlthätigem Einflusse gewesen waren, zu erhalten und die Dichtkunst auf dem begonnenen Wege fortzubilden, aber auf eine anz andere Weise, als es durch die Stürmer und Dränger geschah. Die Dichter des Göttinger Hains gehören in dem erörterten Sinne der Sturm- und Drangperiode unserer Literatur an; sie helfen mit, Goethe und Schiller den Weg zu eben, und treten der Mehrzahl nach zurück, als diese beiden Dichterfürsten die siegreiche Bahn nach aufwärts beschreiten. -

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