19 Einfluss Klopstocks persönliche Betheiligung an den Interessen und Unternehmungen des Bundes erzielt wurde, und der persönliche Glanz ihres vornehmen Namens konnten den Bündlern nur zu umso größerem Ansehen verhelfen. Voß besonders war außer sich über die gemachte Errungenschaft, über den großen Fund dieser beiden Männer, welche, von der feinsten Empfindung und dem edelsten Herzen erfüllt, noch dazu mit den vortrefflichsten Talenten für die Dichtkunst ausgestattet waren und dabei gar keinen Stolz besaßen. Sie, die jüngeren Freunde Klopstocks, brachten die Nachricht mit, dass die nächsten Ostern die letzten Gesänge der Messiade erscheinen würden; und indem sie einige vorzügliche Stellen aus ihnen mündlich mittheilten, förderten sie dadurch die Verehrung des Dichters bei allen jenen, welchen bis dahin Klopstock als erster Lyriker der Deutschen galt. Der Verkehr der Grafen mit Klopstock steigerte den Enthusiasmus der Bündler und Bundesfreunde aufs höchste und führte eine sich steigernde engere Verbindung des seraphischen Dichters mit dem Bunde herbei. Im Frühjahre 1773 sandte Bürger durch seinen Freund Cramer ein Fragment seiner verdeutschten Iliade an Klopstock. Fast zur selben Zeit — Klopstock war gerade mit der Herausgabe seiner Gelehrten¬ republik beschäftigt — überbrachten ihm die Stolberge eine Auswahl aus den Bundesgedichten mit einem begleitenden Brief. Klopstock, der auf die Theilnahme und Begeisterung der poetischen Jugend für seine Gelehrtenrepublik gerechnet hatte, gab damals das Versprechen, sich das Wohl der Göttinger recht angedeihen zu lassen, ja selbst recht bald in ein näheres Verhältnis zu ihnen zu treten. Von diesem Zeitpunkte an wurde die Bundessache eine ernste, und jede Gelegenheit wurde benützt, der Begeisterung für Klopstock Ausdruck zu geben. Die letzten Gesänge der Messiade waren in der That zu dem schon früher bezeichneten Zeitpunkte auf Klopstocks Befehl, ganz frisch gedruckt, vom Buchhändler dem Bunde zugesendet worden, in dessen Versammlung vom 6. März 1773 die Mit¬ theilung derselben große Begeisterung erweckte. In seiner aus diesem Enthusiasmus entsprungenen Ode „An Klopstock“ vom 3. April desselben Jahres bittet Voß im Namen seiner Genossen Klopstock, „den Mann Gottes“, in der ehrerbietigsten Weise um sein Urtheil und seinen Segen. In den Osterferien desselben Jahres reisten die Grafen nach Altona zu ihrer Mutter und brachten Klopstock im Auftrage des Bundes ein Buch voller Gedichte damit er jetzt urtheile, wer Genius habe und wer nicht. Als sie darauf von den Ferien nach Göttingen zurückkehrten, überbrachten die Grafen dem Bunde den Ausdruck der Zufriedenheit und die wärmsten Grüße des Sängers der Messiade. Um dieselbe Zeit widmete Klopstock dem Stolberg'schen Brüderpaar die Ode „Weissagung“, welche im Musenalmanach für 1774 abgedruckt wurde. Der Inhalt dieser poetischen Schöpfung war darauf berechnet, seinen deutschen Patriotismus seinen Lieblingen von neuem einzuhauchen, und ganz geeignet, durch diese vermittelt, beim Bunde den lebhaftesten Anklang zu finden. Schon im Winter 1773 hatten die Bundesglieder den Beschluss gefasst, der hohen Verehrung für Klopstock, den gefeierten Führer ihrer dichterischen Thätigkeit. auch äußerlich einmal lauten Ausdruck zu geben und am 2. Juli 1773 den 49. Ge¬ burtstag Klopstocks als das Fest eines der größten Deutschen zu feiern. Die Gelegenheit war willkommen; der bestimmte Tag erschien. Gleich am Nachmittag kamen auf Hans Stube, welche die größte war, — es regnete nämlich an dem betreffenden Tage, sonst hätte die Feier wohl im Freien stattgefunden — die Bundesbrüder zusammen und waren guter Laune. Eine lange Tafel war gedeckt und mit Blumen geschmückt Oben stand ein Stuhl, frei für Klopstock, mit Rosen und Leykojen bestreut, und auf ihm Klopstocks sämmtliche Werke. Unter dem Stuhle lag Wielands „Idris zerrissen. Darauf tranken die
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