24. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1894

49 Danke verpflichtet ist, verlieh dem Schüler Johann Jobst der II. Classe für das Schuljahr 1893/94 ein Kaiser Franz Josef-Unterrichts-Stipendium. Dies bot der Anstalt den hochwillkommenen Anlass zur Veranstaltung einer patriotischen Schulfeier im Sinne der betreffenden Stiftungsurkunde bei der Wiederkehr des Jahrestages der glücklichen Errettung unseres allergnädigsten Kaisers aus Mörderhand (18. Februar 1853). Um halb 12 Uhr versammelten sich der Lehrkörper und die Schüler der Anstalt in dem mit der Büste Sr. Majestät des Kaisers geschmückten geometrischen Zeichensaale, und nachdem die Sänger unter Professor Lavoglers Leitung den gemischten Chor „Österreich, mein Vaterland“ von Fiby zum Vortrage gebracht hatten, hielt in Vertretung des erkrankten Directors Professor Bauern¬ feind eine Ansprache an die Schüler, in welcher er zunächst erläuterte, aus welcher Ursache und von wem diese Stipendien gestiftet wurden. Daran anknüpfend schilderte der Redner unseren Kaiser als den besten, gütigsten Vater aller seiner Völker; wenn er es vermöge, erfülle er jede Bitte auch des letzten seiner Unterthanen. Der mit Regierungsgeschäften überhäufte Monarch habe sich z. B. in den Jahren 1880 und 1884 auf die Bitte der Steyrer hin doch Zeit genommen, bürgerliche Feste unserer Stadt durch seine Gegenwart zu verherrlichen. Steyr sei ferner von Sr. Majestät durch Errichtung der hiesigen Realschule begnadet worden. Soviel Liebe müsse mächtige Gegenliebe erregen, und darum möge dem Redner aus liebenden Herzen freudigst zugestimmt werden, wenn er rufe: Unser Kaiser lebe hoch, hoch, hoch! Begeistert stimmten alle Anwesenden ein. Nun wurde dem Stipendisten das Verleihungsdecret überreicht, der Sängerchor der Anstalt brachte noch den gemischten Chor „Dem Kaiser!“, Melodie von Zelter, zum Vortrage, und hierauf schloss die Feier mit dem Absingen der Volkshymne. 9. Mai : An den anlässlich der Beeidigung des neugewählten Bürgermeisters von Steyr, Herrn Johann Redl, durch Se. Excellenz den Herrn k. k. Statthalter Freiherrn von Puthon stattgehabten Feierlichkeiten nahm der Director theil. 24. Mai : Die katholischen Schüler und sämmtliche Mitglieder des Lehrkörpers betheiligten sich an der Frohnleichnams-Procession. 29. Juni: Der Gabelsberger Stenographen-Verein in Steyr, welcher sich schon seit vielen Jahren die Förderung des stenographischen Unterrichtes an der Anstalt eifrig angelegen sein lässt und sich dieselbe dadurch zu großem Danke verpflichtet hat, veranstaltete ein Preiswettschreiben für Realschüler, welches mit einer Ansprache des Herrn Vereinsvorstandes Ignaz Schmid eröffnet wurde und in vier Abtheilungen erfolgte. Die erste, aus Schülern der IV. Classe bestehend, hatte eine Stenogramm in Currentschrift zu übertragen und ein in Currentschrift vorliegendes Thema in stenographische Correspondenzschrift zu übersetzen. Das Preisrichter-Collegium sprach den Schülern Franz Sturmberger und Anton Sighart je einen Preis (Kohout, Kaiser Josef II.) zu; kleine Diplome erhielten Georg Sahan und Michael Kollersbeck; die Anerkennung wurde dem Franz Kriftner und Karl Kronberger ausgesprochen. — Die zweite Abtheilung, Schüler der V. Classe schrieb ein Dictat von 5 Minuten mit der Dictatschnelligkeit von 40 Worten per Minute, die dritte Abtheilung, Schüler der VI. Classe, ein solches von 50 bis zu 70 Worten steigend; die rrentschriftlich richtige Übertragung und sofortiges fließendes Lesen der stenographischen Niederschrift war Bedingung für die Preisgewinnung. Aus der zweiten Abtheilung erhielten Preise: Ludwig Nagele (Körners Gedichte in Prachtausgabe) und Alois Berninger (Körners Gedichte), kleine Diplome: Josef Köstler und Rudolf Schimmerling; die Anerkennung wurde dem Agydius Sonnleitner zutheil. Aus der dritten Abtheilung erhielt Josef Hiller Körners Gedichte in Prachtausgabe, Franz Strasser Körners Gedichte, August Hofmann ein kleines Diplom. — Jn der vierten Abtheilung, Schüler der VII. Classe, Dictat durch 5 Minuten von 70 bis zu 90 Worten steigend, sofortiges Wiederlesen, erwarb sich Gregor Goldbacher die „Perlen deutscher Redezeichenkunst" und ein großes Diplom, Franz Schubert ein großes Diplom. — Nach Schluss des Wettschreibens richtete Herr

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