23. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1893

— 20 — Quant un po les ot regardees Mes sire Yvains, si so trcstorno. Chev. au L. v. 5204 f. Au geu de la vorte l'a prise Lunete molt cortoisemant. ibid. v. 6622 f. Vous m'en avös molt castoiiee. B. 5. Aufl. 134,38: Bencoit, Eneas. — Wenn wir indessen in der Chrestomathie von Bartsch andernorts lesen : Antre ses bras l'ait pris, soueif l'a strainte (p. 50, Eomances, v. 16); sollen wir beide Alternativen in diesem einen Beispiel als vereinigt annehmen? Würde man nicht besser daran thun, auch im ersten Falle Congruenz herzustellen ? Vielleicht; denn die Übereinstimmung des Particips mit dem voranstehen den Personale ist für diese Zeit als eine stets giltige Eegel aufzustellen, die freilich in volksthümlichen Denkmälern dieses Zeitraums, wie Johannes Busse versichert, meist mit augen scheinlichem Widerstreben, überschritten wird; und in der That finde ich noch in derselben Eomanze eine derartige Überschreitung dieser Eegel: Tantost com 11 i vint, l'ait espouseit. B. 50. v. 28. — Wenn dem so ist, so wird es kaum vonnöthen sein, im vorliegenden Falle eine Änderung vorzunehmen, um Congruenz herzustellen : denn unser Gedicht gehört seiner Form wie seinem Inhalte nach zu der volksthümlichen Gattung, wo sich Freiheiten (joder Art) leichter einfinden als in der Kunst poesie, welche auf Wahrung jeglicher zu beobachtenden Eegeln und Gesetze bedacht sein muss und thatsächlich auch bedacht ist. Oder soll man annehmen, dass die Congruenz des Eeimes wegen (citeit: espouseit) unterblieben sei? Auch das hält schwer; die in der populären Dichtung sich findenden etwaigen „Ausnahmen" sind nicht immer dem Einflüsse dos Eeimes zur Last zu legen, vielmehr liegt der Grund davon in dem Streben nach Emancipation von den strammen Eegeln der gelehrten Dichtung, gleichviel, ob unbewusst oder absichtlich. Im XIII. Jahrhundert aber, welches uns zunächst interessiert, scheint sich die Incongruenz, ähnlich wie in den früheren Fällen, schon öfter einzustellen: Celui ki de sa chair belle nos ait raicheteit, B. 5. Aufl. 339,2Bf: Eetrouango de Jacques de Cambrai. Ne sot*) quel part aler, tos jors se tret en sus dou lou ou l'ot leissie Tybert Ii mescreus. ibid. 858,2if: Adenet, Berte au grand pied. Mercior führt (pag. 75) auch einige Beispiele hiefür an: Ore vos voil conter comme ils les ont servi. Eecit de la croisade. Et les ad presonte Godofroi al vis fier. ibid 21,525. Doch treten sie verhältnismäßig sehr spärlich auf und sind selbstverständlich auch in den folgenden Jahrhunderten als Seltenheiten anzusehen. XV.: Louez soit dieux qui de si grans peris vous a gectd! tant vous a enaraez**) que vous avez desconfis, mors et pris les sept Anglois de graut orgueil seurpris, dont avez los et d'ommes et de fammes.**'^) B. 5. Aufl. 439,ioff: Christine de Pisan, Le combat de sept Fran9ois et de 7 Anglois. *) Seil. Berte. **) gecte: Die Flexionslosigkeit dieses Particips ist schon deswegen interessant, weil dasselbe im Versinnern steht, erstere daher durch Keime oder Assonanz nicht veranlasst worden sein kann, was bei e n a m e z allenfalls zutreffen dürfte, denn es reimt auf diffamez (— Gr avez vous noz nuysans diftamez). ***) Diese Stelle wurde in extenso mitgetheilt, weil sie zugleich einen willkommenen Beleg für die Congruenz der Stellung I' im XV. Jahrhundert bietet.

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