11. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1881

ist; so ist z. B. Ouilia von Tergolape 14, von Tutastione nur 11 römische Meilen entfernt, die Distanz zwischen Quilia und Tutastione aber viel größer als die weitere Quilia-Tergolpe. Zu dieser Entstehung der Karte muss dann noch die Unkenntnis und theilweise auch die Nachlässigkeit des mittelalterlichen Copisten in Rechnung gebracht werden, um Fehler, Auslassungen, Widersprüche zu erklären. Dass es an solchen auf dieser der ältesten bekannten Landkarte, überhaupt nicht mangeln kann, ergibt sich schon daraus, dass Donau und Rhein als Grenzen des Reiches ange nommen sind und in Folge dessen die so hoch cultivierte Gegend der Agr Decumates im Winkel von Rhein und Donau nicht berücksichtigt und die am linken Donaufer gelegene, durch zahlreiche Funde genau constatierte Römerstraße von Vindonissa-Windisch nach Reginum Regensburg auf dem rechten verzeichnet wird. Wir werden daher auch für unsere Gegenden keine grössere Genauigkeit erwarten dürfen und in der That sehen wir, dass Straßen ausgelassen, z. B. von Castellum Bolodurum nach Marinianio und von dort nach Blaboriciaco; Namen entstellt, wie der letztangeführte für Lauriacum, Distanzen fehlerhaft sind und dergleichen. Zudem müssen wir bedenken, dass nur die Hauptstraßen, die sogenannten Consularstraßen und die an denselben liegenden Hauptorte, welche Nachtlager waren, die Lagerstätten der größeren Heeres Abtheilungen, Festungen, überhaupt militärisch wichtige Punkte, bezeichnet waren. Die Hauptstraßen selbst waren nach alter römischer Regel stets auf dominierendem Terrain mit möglichster Vermeidung der Thalübergänge — Defilés — angelegt. Wo sie durch Festungen gingen, war um diese herum noch eine Handelsstraße gebaut, welche aber, sowie Straßen zweiter Ordnung und Landwege auf der Tafel nicht berücksichtigt sind. Die wenigen Ortsangaben auf der Peutingerischen Tafel werden ergänzt durch ein anderes ehrwürdiges Ueberbleibsel des Alterthums, durch das Itinerarium Antoninum, das Antoninische Reisebuch. Es ist dieses ein in vielen Handschriften, deren älteste, wie eine Wiener, dem Ende des achten Jahrhunderts angehören, enthaltenes Verzeichnis der wichtigsten Straßen im römischen Reiche und der an ihnen liegenden Posthaltestellen, sowol mansiones, Nachtquartiere, als mutationes, Pferdewechsel, in der Regel mit beiläufiger Angabe der Entfernung in römischen Meilen, z. B. A Sirmi Lauriaco mom CCCCXXXVII, von Sirmium nach Lauriacum Meilen mehr minder 437. Oft, wahrscheinlich in Folge Irrthums der Abschreiber, fehlt die Distanz, ja sogar ganze Routen, während bei mehrfacher Angabe der Ziele die Entfernung nicht stimmt, — kein Wunder bei einem Buche, das nur aus Namen und Zahlen besteht. — Die Anordnung des Ganzen selbst ist nach Provinzen und beginnt mit Afrika von Maure tanien wird nach Alexandrien gegangen; es folgen Corsika, Sardinien, Sicilien, Italien; von Rom wird gewandert durch Pannonien, Mösien, Thacien, Asien, Syrien, Aegypten zur Grenze des Römerreiches „Hieron Sycaminon“

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2