7 Provinz des Westreiches und auch nach dem Sturze des letzten weströmischen Kaisers gehörte es zu den italischen Reichen der Könige Odoaker und Theodorich. II. Die römischen Ansiedlungen und Strassen. Unter heftigen Stürmen war aus der römischen Republik die Monarchie des Kaisers Octavianus Augustus hervorgegangen. Gesetze und Ordnung herrschten wieder, Krieg wurde nur gegen auswärtige Feinde geführt, Kunst und Wissenschaft blühten auf. Zu den berühmtesten Männern des Augusteischen Kreises gehörte Marcus Vipsanius Agrippa, der Anführe der siegreichen Flotte Oktavians bei Actium, ein grosser Freund und Beschützer der Wissenschaften und Künste, der nach einem thatenreichen Leben im Jahre 12 v. Chr. starb. Von ihm wird erzählt, dass er den Gedanken gefasst habe, das Bild des ganzen, damals bekannten Erdkreises in einer von seiner Schwester Polla nach seinem Plane erbauten Säulenhalle dem römischen Volke zur Besichtigung auszustellen; der Tod habe ihn an der Ausführung des schönen Werkes verhindert, Augustus dasselbe aber nach Agrippas hinterlassenen Aufzeichnungen vollendet. Von dieser monumentalen Karte des Römerreiches ist leider keine Spur vorhanden. Wol aber existiert eine andere Karte, welche zu der agrippinischen Welt¬ karte — orbis pictus — in einer gewissen Beziehung zu stehen scheint, die Peutingerische Tafel — Tabula Peutingeriana. Diese Karte auf Pergament, vermuthungsweise im 12. Jahrhunderte von einem Mönche in Kolmar aus einem älteren Originale oder wahrscheinlicher auch schon einer Copie abgezeichnet, wurde von dem gelehrten Humanisten Conrad Protucius Celtes, von Kaiser Maximilian I. gekröntem Dichter, Vorstand eines Collegium Poetarum — Dichter-Vereines — in Wien, in irgend einer Kloster-Bibliothek gefunden und dem gelehrten Augsburger Patricier Conrad Peutinger testamentarisch geschenkt. In Peutingers Biblio¬ thek blieb sie bis zum Aussterben des Geschlechtes, worauf sie Prinz Eugen von Savoyen, der ebenso grosse Gelehrte als Feldherr, um 100 Stück Ducaten kaufte; mit Eugens gesammtem Bücherschätze kam sie nach seinem Tode 1738 in die k. k. Hofbibliothek, wo sie sich noch jetzt befindet. Dieses eigenthümliche Werk besteht aus 11 Stücken, deren jedes 34% Breite und eine Länge von 59—65 % hat, so dass die Gesammtlänge 6 " 82 % beträgt, war einst zu einem Stücke vereinigt und wie die Bücher der Römer um einen Stab gerollt. Obwol jetzt aus 11 getrennten Stücken bestehend, scheinen doch ursprünglich deren 12 gewesen zu sein, aber schon dem Copisten des 12. Jahrhunderts nicht mehr vorgelegen zu haben; die Karte beginnt jetzt nicht mit der Westküste Europa’s, sondern zeigt nur den östlichsten Theil Grossbrittaniens, ganz Frankreich, aber nur den nördlichsten Theil Spaniens; im Osten umfasst sie hingegegen die, freilich fabelhaft gezeichnete Ostküste Asiens, so dass nach der Analogie an
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