5 Reiche verbunden. Damit war das zwischen Pannonien und Rätien liegende, vom Inn bis zur Raab, von der Donau bis zur Save reichende norische Königreich so zwischen römischen Gebietstheilen eingeschlossen, dass es nicht umhin konnte mit dem mächtigen Nachbar eine Militär-Convention zu schliessen, d. h. seine Mannschaft unter römischen Oberbefehl zu stellen und der römischen Staatscasse eine bedeutende Steuersumme zu zahlen. Dagegen behielt es sein einheimisches Fürstengeschlecht und seine Besatzung. Mit genialem Blicke suchten die Römer eine Verbindung der beiden mächtigen Völker dadurch zu verhindern, dass sie alle von Pannonien nach Noricum führenden Flussthäler durch Festungen besetzten, besonders seitdem ein neuer, grosse Dimensionen annehmender Aufstand der Pannonier in den Jahren 6, 7 und 8 n. Chr., den Tiberius mit Gewalt und List dämpfte gezeigt hatte, wie besorgniserregend eine Verbindung beider Nationen für die römische Herrschaft werden könnte. Die Endpunkte der befestigten Linie waren Carnuntum, heute Petronell, und Emona, heute Dorf Igg süd¬ lich von Laibach. Unter Kaiser Claudius (41—54 n. Chr.) wurden die Befestigungen auf dieser Linie vollendet, — und nun wurde auch das bis herige Bundesverhältniss zu Noricum aufgelöst und das Königreich ein Eigenthum des römischen Herrschers, der als solcher zugleich König von Noricum ward, wie er z. B. zugleich König in Aegypten und Princeps in Rom war. Da also Noricum nicht eine eigentliche Provinz war, wurde es auch nicht unter einen Legaten, einen höchsten militärischen Oberbefehlshaber, sondern einen Procurator, einen kaiserlichen Landpfleger oder Verwalter gestellt, dessen Bedeutung später erörtert werden wird. Hier mag nur erwähnt werden, dass er, obwohl militärisches und politisches Haupt der Provinz, nie eine ganze Legion, sondern nur die aus Einheimischen recrutierten Hilfsvölker und etwa Bruchtheile einer Legion unter seinem Befehle hatte; übrigens war er auch oberster Richter und Finanzbeamter; ja die Pflege und Ausnutzung der betreffenden Provinz zu Gunsten des Kronschatzes sollte geradezu seine Hauptthätigkeit sein. Die Grenzen des celtischen norischen Königreiches waren im allgemeinen auch die des römischen regnum Noricum, freilich zeitweilig wechselnd, besonders gegen Pannonien. Hier, also im Osten, galt eine von der Mündung der Raab in die Donau südwestlich bis zwischen Poetovio, h. Pettau, und Celeia, h. Cilli, fortgesetzte Linie als Grenze, so dass Pettau bereits zu Pannonien gehörte. Das Gebiet zwischen Leitha und Raab um den Neusiedler-See hiess die Bojerwüste, weil dort schon unter den norischen Königen durch die Markomannen aus Bojehemum, Böhmen, vertriebene Bojer Zuflucht gefunden hatten. Ebendort siedelte auch Kaiser Tiberius im Jahre 19 n. Chr. die Gefolgschaften des flüchtigen Markomannenkönigs Marbot und des Cattualda, Kaiser Klaudius um 50 n. Chr. das Gefolge des aus seinem Reiche zwischen March und Waag geflüchteten Clientelkönigs Vannius an, um das Land urbar zu machen, — wol eine der ersten oder die
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2