wieder Interesse einflößt, sich in jene Zeiten zurück zu versetzen, die glänzend hervorstrahlen aus dem Dunkel früherer, aus der Barbarei späterer Jahrhunderte. Die Geschichte der römischen Herrschaft am Donaustrande ist eine Geschichte Oesterreichs in seinen Hauptbestandtheilen in römischer Zeit; ein Fragment aus derselben ist die Geschichte des römischen Noricum, und ein Theil des Fragmentes wieder die Geschichte des Landes Oesterreich ob der Enns in der Römerzeit. Zur Geschichte unseres engeren Heimat landes während seiner Beherrschung durch die Römer sollen diese anspruchs losen Skizzen einen Beitrag bieten, — mögen sie als nichts mehr, denn als ein Versuch betrachtet und als ein solcher aufgenommen werden. In Dunkel gehüllt ist die vorrömische Periode der Geschichte unseres Landes ob der Enns, dessen Bewohner dem grossen Keltenstamme angehörten und in den Gegenden der hohen Tauern und nördlich davon den Namen Taurisker führten, während das Land, das sie bewohnten, von den Römern nach dem wichtigsten Stamme derselben, den Norikern, Noricum genannt wurde. Die Römer wurden mit diesen Völkern, wie mit so vielen andern zuerst im Waffengänge bekannt und — gefürchtet. Um das Jahr 115 v. Chr. schlug der Consular Aemilius Skaurus die Taurisker, um den von ihnen bedrohten karnischen Handelsweg nach Italien, wohl die uralte Strasse von den Alpen durch Kärnten und Krain nach Oberitalien, zu schützen. Zur Zeit des Julius Cäsar wird Voccio als König von Noricum genannt, welcher mit dem Römer-Imperator ein Bündniss gegen gemeinsame Feinde schließt und demselben zum Kampfe gegen Pompejus dreihundert berittene Edle des Landes als Hilfsschar sendet. Ein solches Bündnis war häufig nur Vorbote späterer Unterwerfung, und dieses Loos war auch dem Königreiche Noricum nach dem Plane des grossen Cäsar bestimmt. Nach seinen großartigen Ideen sollten Donau und Rhein die Grenzen der römischen Weltmacht im Norden Europas bilden und diese mächtige Linie durch zwei furchtbare natürliche Festungen geschützt werden, durch Gallien, das er selbst eroberte, im Westen; durch Dacien, das heutige Siebenbürgen, im Osten. Die Eroberung des Letzteren gelang in Folge der nach Cäsars Ermordung ausbrechenden Unruhen im Römerreiche erst später, obwohl schon Octavianus Augustus sich mit dem Gedanken trug und als Stützpunkt für Operationen gegen dieses Land die Stadt Segesta, heute Sissek, militärisch besetzte. Dagegen fiel das Königreich Noricum durch die Macht der Umstände von selbst, nachdem Pannonien, das heutige Ungarn am rechten Donaufer, im Jahre 35 v. Chr. durch August erobert worden und Drusus und Tiberius, wenn auch nicht „ohne Mühe, —wie der römische Geschichtsschreiber Dio Cassius uns bereden möchte — Rätien im Jahre 15 v. Chr. unterworfen hatten. Pannonien versuchte zwar im Jahre 14 noch einmal das Joch der Römer abzuschütteln und erhielt thätige Hilfe von den ein ähnliches Schicksal ahnenden Norikern; der pannonische Aufstand wurde unterdrückt und das Land unauflöslich mit dem römischen
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