— 36 — eine Göttin der Fruchtbarkeit Epona, einen Gott der Kaufmannschaft (oder des Krieges?) Toutates. Auch Localgottheiten, Fluss- und Berggötter werden nicht gefehlt haben, wenn ihre Namen auch nur in romanisierter Gestalt erscheinen, z. B. Savus, Dravus, die Stadtgöttinnen Noreja und Celeja. Dem Genius — Schutzgeiste — des Staates und des Kaisers wurde in Rom für das ganze Reich geopfert und wie das Ganze hatte auch jeder Theil seinen Genius; inschriftlich erscheint der Genius Noricum, der Schutzgeit Noricums; vielleicht hatte sogar jeder Stamm seine Stammgottheit, obwohl inschriftlich nur der Gott Latobius als originaler Stammgott der Latobicer in Krain erwähnt wird. Die Römer selbst verehrten ihre altrömschen Gottheiten, unter deren Schutz ihr Staat groß und mächtig geworden, bauten ihnen Tempel und Altäre und setzten ihnen Votivsteine. Verschollen ist leider der dem Jupiter Stator geweihte in Steyr. Noch vorhanden ist der Stein, welchen der Veteran eines Reitergeschwaders M. Modestius Repentinus und sein gleichnamiger Sohn dem Apollo in Linz setzten; zu Ennsegg findet sich ein den Nymphen ge weihter Denkstein. Das Heidenthum hatte sich allmählig ausgelebt und als Vorbote einer neuen monotheistischen Religion ist der Mitbrascult anzusehen. Mithra war in der ältesten Zeit der höchste Gott der Iranier, der Gott des Lichtes und der Sonne, der Kämpfer gegen die Dämonen der Finsternis. Seit dem Kriege des Pompejus gegen die Seeräuber (78, 67) verbreitete sich sein Dienst von Asien nach Europa, wo er dem Apollo nahe stand. Er wurde dargestellt als Jüngling mit einer phrygischen Mütze auf dem Haupte, knieend auf einem niedergeworfenen Stiere, dem er den Dolch in die Kehle stößt. Seit Kaiser Commodus (180—192) verbreitete sich sein Dienst besonders im Heere und die Anbetung Mitbras wurde geradezu als standesmäßige Religion für den Soldaten angesehen, da nach ihr der Kaiser eine Verkörperung des Gottes ist. Durch Kaiser Elagabalus (218—222) wurde sein Dienst noch verbreiteter und Kaiser Aurelian (270—275) setzte den Geburtstag Mithras, den 25. December, als Festtag in den römischen Kalender und liess ihn mit Spielen und Wagenrennen im Circus feiern. Die Thatsache und die Intensität des Mithradienstes ist durch vielfache Denkmale in Steiermark, Kärnthen, Krain, Salzburg und Tirol, in Pannonien durch Steine, in Deutsch-Altenburg und Petronell, zu Kroisbach bei Oedenburg und anderswo bezeugt; aus Oberösterreich selbst ist kein Denkmal bekannt. Auch der Cult anderer fremder Götter, wie der ägyptischen Isis, wurde durch die Truppen gepflegt, scheint sich aber auf diese beschränkt zu haben. Auch das Christenthum erscheint in Noricum zuerst unter den Soldaten, aber nicht als eine Religion, die in den Rahmen des Staates passte, da sie z. B. den für die Soldaten so wichtigen Eid und Schwur beim Genius des Kaisers verwarf und dessen oberste Priesterwürde nicht anerkannte. Die Haltung des Staates gegenüber dem Christenthume war auch anfangs eine
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