— 33 V. Kunst, Handwerk, Handel, Landwirtschaft, Bergbau. Da das Römerthum in Ufernoricum alle Verhältnisse des Lebens durch drang, da gerade zur Zeit der schönsten Entfaltung des Provinziallebens zwar keine ausgeprägte künstlerische Richtung, wol aber das Kunsthandwerk in der Hauptstadt des Weltreiches blühte, müssen wir die Spuren davon auch in den Provinzen finden. In der That mangelt es auch in Noricum nicht an solchen Funden, aus denen zwar keine glänzende Genialität, wol aber die belebende Liebe zu stilvoller Schönheit hervorleuchtet. Absehen müssen wir von der Baukunst; von ihr sind in unsern Gegenden keine derartigen Reste erhalten, wie sie anderswo als Tempel, Amphitheater, Triumphbogen, Säule, Wasserleitung oder Brücke die staunenden Blicke auf sich lenken. Kleinere Ueberreste nur sind der Zerstörung der Zeit entgangen, die uns die einstige Schönheit kaum ahnen lassen; denn gerade in dem, den ersten Anstürmen der Barbaren ausgesetztem Ufernoricum ging viel mehr zu Grunde als tiefer im Lande, woher es auch kommt, dass auf dem Zollfelde in Kärnten oder in Pettau viel schönere Funde gemacht worden sind als in Wels oder Enns. Doch haben wir auch hier einiges zu verzeichnen. Die vier marmornen Säulen im innern Portale der Stadtpfarrkirche in Wels sind wahrscheinlich römischen Ursprungs. Einmal, 1756, wurde dort auch ein fragmentarisches Pferd aus Bronze gefunden; von Denksteinen mit Abbildungen treffen wir in Wels und Enns mehrere. Von Götterstatuen sind solche aus Bronze und anderem Materiale öfter gefunden worden. In letzterem Orte, auf dem Platze des alten Pratoriums, fand man auch Ringe, Gemmen, darunter einige recht hübsche, Fibeln, Armbänder, Haarnadeln, Ohrgehänge; Vasen, Urnen und Lampen finden sich häufig in zerbrochenem Zustande, ebenso Glasgefässe; man vermuthet den Bestand einer größeren Thonwaaren- und Glasfabrik in Wels. Funde von Mosaik böden sind seltener einer wird aus Weyeregg am Attersee gemeldet. Von andern Dingen wären Schlüssel, Hufeisen, Waffen und Pfeilspitzen zu erwähnen. Am bedeutendsten sind die Münzfunde und zwar seit Jahrhunderten. Einst war wohl noch mehreres vorhanden; so erzählt ein Schriftsteller des 16. Jahrhunderts, Stephan Pighius, als Augenzeuge, dass noch 1574 in Enns eine damals freilich schon dem Einsturze nahe christliche Kirche aus den ältesten Zeiten sei, an den Wänden geschmückt mit herrlichen Skulpturen in Stein, die man ihrer Erhaltung wegen aus römischen Gebäuden hieher übertragen. So war schon am Eingangsthor ein Chor von tanzenden Satyr und Bachantinnen um einen Flöten blasenden Satyr und Kastagnetten schlagende Nymphen geschaart zu sehen; an anderer Stelle eine Europa auf dem Rücken eines die Fluten durchziehenden Stieres. Andere Denkmale und ähnliche Kunstgegenstände seien schon damals an andere Orte und Städte verführt worden. Nicht einmal hundert Jahre später, 1665, hielt sich im Gefolge Kaiser Leopolds I. der gelehrte Lambeccius in Enns auf, musste aber am folgenden Tage in Wels seinem kaiserlichen Gebieter klagen, dass von all
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