11. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1881

30 - gleichsam als eine Art Ausschuss des Landtages. Von diesen Städten ging auch die Romanisierung des Landes aus. Besonders in Ufernoricum drang das Römerthum, dessen Sprache und Sitte, langsam, aber sicher und stetig durch. Der freie Kelte lernte die allgemeine Staatssprache, er änderte, er musste, zum römischen Bürger geworden, seinen Namen nach römischer Sitte, welche drei Namen, Geschlechts-, Zu- und Eigenname forderte, umändern, wobei in der Regel nur der Eigenname der ursprüngliche blieb, freilich häufig mit lateinischer Endung. Wir wissen natürlich nichts von dem speciellen Dialekte, den die Kelten in unserm Lande gesprochen haben; doch dürfte es nicht ganz uninteressant sein, einige ihrer Namen hier anzuführen. Als Männernamen erscheinen: Acemerus, Adiutullus, Ambitrabus, Ario manus, Auctomarus, Brinubus, Burranus, Couso, Coviodomarus, nullus, Cumnorvus, Dibugius, Dubnissus, Enicus Redsatus, Eluisianus, Ganna, Gammus, Gintussa, Jantumarus, Jantullus, Japarunus, Irducissa, Irmadius, Leucamulus, Lotucus, Maffo, Magimarus, Mannus, Mosgaitus, Nertomarus, Redsomarus, Ressimarus, Saitullus, Samuconius, Satotogion, Totius, Vegeton, Vellecus, Voltricus, Votticus; als Frauennamen: Albricantia, Atigenta, Banana Venina Bella, Bellicia, Benca, Brogimara, Bussula, Camula, Catussa, Cotulia, De vognata, Eromna, Eliomara, Jalandina, Ituca, Macena, Maxiona, Maricca, Meletia, Myrina, Nertomaria, Ruma, Samuca, Sacela, Sapplia Bellatumara Suaducia, Sura, Tatuca, Ulonia Andina. In der später Zeit der allgemeinen Verbreitung des Römerthums und der lateinischen Sprache haben wir verschiedene Gattungen von Ortschaften zu unterscheiden: Colonien oder rein römische Städte, Municipien, Orte mit beschränkter Selbstverwaltung, Oppida, kleine Landstädte, Vici, Dörfer. Solche Oppida und Vici dürfen wir in den meisten Stationen vermuthen, welche die Peutingerische Tafel oder das Autoninische Reisebuch nennt, ausgenommen an Orten, wo wie in Klaus oder auf dem Pyhrn sich natur¬ gemäss nur eine Pferdewechsel- oder Nachtstation befunden haben kann. Eine Colonie, wie Ovilava und Lauriacum, war eine Ansiedlung römischer Soldaten, welche auch Bürger waren, an einem ganz neu errichteten oder aus einheimischem Ursprunge umgewandelten Orte, dessen Bürger in allen Dingen römische Bürger waren und der nach Art Roms regiert und verwaltet wurde. Municipien waren Orte, welche ein gewisses Recht der Selbstverwaltung hatten und in der Regel aus einem Oppidum, einer Land stadt entstanden waren, in der römische Bürgersoldaten angesiedelt wurden, die darin einen eigenen Stand, Collegium Veteranorum, und unter sich als Römer eine Gemeinde in der Stadt, die Civitas, bildeten. War in einem solchen Orte der Sieg der römischen Sprache und Anschauung entschieden und der Ort besonders in finanzieller Entwicklung fortgeschritten, so wurde er ein Municipium; in Oberösterreich kennen wir keines, in Niederösterreich war ein solches Vindobona — Wien, in Steiermark Celeja — Cilli, das aus¬

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