11. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1881

Das Land Oesterreich ob der Enns unter der Herr¬ schaft der Römer. I. Noricum, sein Anfall an das römische Reich und seine Ausdehnung. Hoch zu den Polen hinan, so weit sich bewohnet das Land dehnt Brach dein tapferer Arm Bahn dir im männlichen Kampf. Völker in Menge umschlangst du mit einem Bande der Heimat, Die das Gesetz nicht gekannt, zwang und erhob deine Macht Denn das eigene Recht gewährtest du frei den Besiegten „die Welt. Und es wurde zur „Stadt“, was da gewesen¬ So sang im Jahre 416 nach Christus noch im Vollgefühle echten Römerthums und durchdrungen von dem Gedanken an Roms weltbeherr schende Macht und Stellung der poëtische Gallier Rutilius Claudius Nama¬ zu einer Zeit, in welcher jene Stellung bereits erschüttert, jene tianus, — Macht ihrem Sturze schon nahe war. Der Dichter hatte Recht, so zu sprechen, denn unter allen Reichen, deren Namen in den Blättern der Weltgeschichte verzeichnet stehen, hat keines eine solche Staffel der Größe erstiegen, wie das römische Weltreich! Wol waren manche Reiche über weitere Landstriche ausgebreitet, haben andere bewunderungswertere Regenten gehabt, oder längere Reihen von Jahrhunderten existiert, — keines hat es aber je gegeben, das wie das römische die schönsten Länder der Erde seine Provinzen nannte, das ausgebildetere Institutionen hatte und seine Wirkungen auch nach seinem Sturze fühlbarer machte, das also intensiv größer gewesen wäre, als das mehr denn tausendjährige Römerreich! Während seines Bestehens und nach seinem Falle hat es besonders in einigen der Länder, welche jetzt unsern herrlichen Kaiserstaat Oesterreich bilden, einen weitgehenden Einfluss ausgeübt. Des Reiches Nordgrenze war ja der mächtige Donaustrom, derselbe Strom, den man jetzt mit Recht die Pulsader des Kaiserstaates nennt. An den Ufern dieses Stromes und an denen des deutschen Rheines standen die römischen Posten auf der Hut gegen die blonden Germanen, an diesem Strome entwickelte sich ein so reiches Leben, eine so eigenthümliche Cultur, dass es immer wieder und

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