11. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1881

- 28 - Naturallieferungen an die Truppen und Beamten. Indirecte Steuern waren Verzehrungssteuer, die Steuer von 1% des Werthes bei Verkäufen von Häusern und Gründen, von 5% bei Freilassungen von Sklaven und Erbschaften; dazu kam das „Krongeld“, das ist ein zeitweiliges Ehrengeschenk an den Kaiser, das aber immer mehr Regel wurde u. a. Der Staat hatte seine Monopole: Seiden- und Leinenmanufactur, Pupurfärberei und Waffenfabrikation; und als Regalien, d. h. dem Staate gehörige Güter wurden die Münze, Salz, Bergwerke, Steinbrüche, Goldwäschereien u. dgl. betrachtet. Den Oberbefehl über das Heer hatte seit der Trennung der Gewalten ein Dux exercitus oder militum —Heerführer — gemeinsam über Noricum ripense und das erste Pannonien, das an der Donau gelegene ; er hatte den Titel: „Dux spectabilis wohlansehnlicher Heerführer. Erst in der späteren Zeit des Verfalles lag Militär- und Civilgewalt häufiger wieder in einer Hand, so im 5. Jahrhunderte in der des Generidus, dann des Promotus, deren wir noch gedenken werden. Hier soll noch ein Blick auf das in Noricum stehende Heer geworfen werden. Wir finden hier, wie überall im Römerreiche, Truppen aus den verschiedensten Theilen des Staatsganzen, welche häufig den Orten, wo sie ihre Quartiere hatten, ihren Namen hinterliessen; so hat Batava castra Passau — seinen Namen von der batavischen — niederländischen Besatzung, Comagene bei Tulln nach Truppen aus dem asiatischen Comagene und andere ähnlich. Die Hauptbesatzung seit Mark Aurel war die schon oft erwähnte zweite italische Legion, welche in Lauriacum ihr Standquartier hat und an die ufer- und binnenländischen Castelle die Besatzungen abgiebt, wie die allerorts gefundenen Ziegel mit der Legionsmarke beweisen. Eine andere, wahrscheinlich aus der norischen Landwehr, deren schon Tacitus erwähnt, hervorgegangene Legion war seit Diokletian die erste norische im binnenländischen Noricum. Zeitweilig lagen in den verschiedenen Orten auch Abtheilungen anderer Legionen in Garnison, z. B. der VIII., X. und XV. und verschiedene Reitergeschwader. Nach dem Staatsschematismus des 5. Jahrhunderts standen die Truppen von Ufernoricum und Uferpannonien unter einem Dux, dem 27 Präfecten und 5 Tribunen in eben so vielen Militärplätzen unterstanden. Ein Präfectus commandierte in Lentia — Linz, das damals erhöhte Bedeutung hatte, eine Abtheilung Liburnarier, Pioniere, wie sie auch in Joviacum — Schlögen — als Besatzung lagen. Auch Equites Sagitarii berittene Pfeilschützen lagen in Linz in Lauriacum noch immer die zweite italische Legion. Diese Soldaten waren jetzt aber verheiratet, auf ihren Gütern ansässig und zum Waffendienste verpflichtet, also eigentliche „Grenzer wie in der bestandenen österreichischen Militärgrenze und auch so genannt, Limitanei oder Ripenses, Grenzer oder Uferwachen. Die Donauflotille hatte für Noricum ihren Standhafen in Enghagen bei Enns und war dem Commandanten in Vindobona — Wien — untergeordnet.

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