25 dunklen Stiegengewölbe des Schlosses Ennsegg eingemauert und — mit Oelfarbe angestrichen, wie ein drittes Ueberbleibsel, wahrscheinlich ein Theil eines Altares, und ein viertes, das von ebensolcher Bestimmung, sammt einem fremden Kopfe ganz unpassend dazu geflickt und reichlich mit Farbe überklext wurde. Auch mehrere Brustbilder an Häusern, natürlich übertücht, und an der Kirche St. Laurenz, erst in neuerer Zeit an den Extremitäten muthwillig verstümmelt, sind zu sehen; von Schmucksachen fand sich manches, Münzen sehr reichlich. Das einzige was in einem öffentlichen Gebäude davon in Enns zu sehen ist, ist ein grosser Thonziegel mit dem Stempel der zweiten italischen Legion im alten Rathssaale. Die Schicksale der Stadt waren denen der Nachbarstadt ähnlich; nur wurde Lauriacum zur Zeit Severins, als der festeste Punkt der Umgebung, die Zufluchtsstätte aller Römer der anderen bereits zerstörten Donaufestungen. Auch hier blieben sie vor den Plünderungen der Germanen nicht verschont und der Rugenkönig Fava war nur schwer davon abzubringen, alle Bewohner nach seiner Stadt Favian zu verpflanzen. Als nun auch Severin starb, nahte das Verderben raschen Schrittes; als Odoaker die Provinzialen nach Italien abführen liess, 487, wurde die von dem vermöglichsten Theile des Volkes verlassene Stadt eine Beute der Alemannen. Vielleicht erhielt sich hier eine kümmerliche Ansiedlung, die später durch Slaven besetzt wurde und den Namen Lorachum, Lorch führte, bei welchem Dorfe Kaiser Karl d. G. im Kriege gegen die Avaren 791 lagerte. Als den Avaren die Magyaren folgten, wurde gegen ihre Einfälle in der Nähe des Dorfes eine Burg errichtet, die Anesburg, Anasiburg oder Ennsburg, dort wo jetzt das Schloss Ensegg steht; um die Burg herum bildete sich allmählig die Stadt Enns. III. Regierung und Verwaltung der Römer. Im Jahre 50 nach Christus war Noricum ein Theil des Römerreiches geworden, nicht durch eigentliche Eroberung, sondern durch die Gewalt der Umstände. Wie in andern eroberten Provinzen zeigte sich auch in Noricum das vorzügliche Organisations- und Verwaltungstalent der Römer. Mit einer ihnen allein eigenen „Erbweisheit ohne Gleichen“ begannen sie wenige allgemeine, von Alters her überkommene und bewährte Administrations-Principien durchzuführen. Diese führten sie durch mit unnachsichtlicher Strenge, im Uebrigen tasteten sie aber weder Religion noch Sitten des eroberten Landes an, noch mischten sie sich in dessen innere Detailverwaltung. Diese einfachen Re¬ gierungs-Principien, welche mit einem festen Bande alle Provinzen umfingen waren: 1. Colonisation des eroberten Landes; 2. dessen Sicherung im Innern und nach Aussen; 3. die Anlegung grosser Heer- und Handelsstraßen; 4. die Aufstellung eines Statthalters. Von den Colonisation Noricum, dessen Sicherung durch Festungen und dessen Straßen wurde bereits gesprochen; es erübrigt noch über die Regierung und Verwaltung der Römer einiges
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