11. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1881

- 22. sie entweder längs der Salza durch den Pass Stein oder über Klachau längs des Grimmingbaches am Schlosse Neuhaus oder Trautenfels vorüber in die Hauptstraße im Ennsthale einmündete. Auch eine Verbindung von Ischl mit Salzburg dürfen wir annehmen. Von Vöcklabruck gieng auch eine Straße zum Kammersee; Seewalchen an dessen nördlichem Ende spricht durch seinen Namen und einen daselbst gefundenen Meilenstein vom Jahre 185 n. Chr.; im benachbarten Steinbach soll die Kirche an der Stelle eines römischen Tempels stehen und wurden im Gottesacker zwei Götterstatuen aus Bronze gefunden; in Weyeregg am östlichen Seeufer wurde ein römischer Mosaikboden ausge graben. Ebenso ist eine Verbindung von Straßwalchen mit dem Mondsee sicher; in Mondsee finden sich mehrere römische Denksteine. Verbindungsstraßen im Gebiete des Salzkammergutes können mehrere angenommen werden und dürften dieselben von den heutigen Straßen nicht allzusehr abgewichen sein; dass auch in andern Landestheilen Straßen zur Verbindung der einzelnen einheimischen Ansiedlungen untereinander und mit den Hauptstraßen nicht fehlten, braucht wol nicht ausdrücklich erwähnt zu werden. Was wir von den römischen Ortschaften wissen, ist, mit Ausnahme der wichtigsten derselben, recht wenig von den einheimischen Orten ist jede Spur verschollen, ist kein Name, äusser etwa latinisiert in den Verzeichnissen, erhalten geblieben. Die angedeuteten wichtigsten römischen Niederlassungen waren die beiden Colonien Ovilava und Lauriacum, auf deren Geschichte ein Blick geworfen werden möge. Ovilava war gewiss schon unter den Kelten eine Ansiedlung, ob unter dem gleichen oder einem andern Namen lässt sich nicht sagen. Größere Bedeutung gewann der Ort erst in dem blutigen Kriege, welchen Kaiser Marcus Aurelius (161—180) gegen die schon bis Aquileja vorgedrungenen Markomannen schließlich siegreich führte. Auch durch die Schluchten des Mühlviertels waren die Barbarenkrieger niedergestiegen und ins Noricum, ja sogar nach Rätien vorgedrungen. Daher errichtete der Kaiser nicht nur zwei neue Legionen, je eine für jede dieser Provinzen, sondern gründete auch im norischen Uferlande zwei neue Militärcolonien, Ovilava und Lauriacum. Der alte Celtenort Ovilava war im Kriege zerstört worden, auch eine alte Municipalstadt in Niederösterreich, Cetium, das jetzige St. Pölten war dem gleichen Geschicke unterlegen. Aelius Flavius, ein Duovir oder Bürgermeister und erblicher Decurio oder Rathsherr dieses zerstörten Cetium, vordem Tribun in der III. Legion, wurde vom Kaiser als Führer der zur Gründung der Colonie Ovilava bestimmten Veteranen gewählt und zum Duovir der neuen Colonie Ovilava ernannt. Der Grabstein dieses Mannes, der auch die Priesterwürde bei der Gottheit des Kaisers Hadrian bekleidete, ihm und seiner Familie gesetzt von einem Verwandten, findet sich im Kloster Lambach, eine 69 % hohe

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