11. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1881

13 legt waren, und die Straßen, welche als Militärstraßen und Verbindungen der Befestigungen dienten. Daneben belehren uns Funde und Natur der Dinge von anderen — Handelsstraßen und Civilorten, von denen wir aber nicht einmal den Namen wissen, während wir bei namenlosen Castellen doch eine Vermuthung über denselben nachsprechen dürfen; die vorzüglichen Arbeiten Dr. Kenners über die römischen Ansiedlungen und Straßen sind in diesem Kapitel als massgebend benützt. Drei Straßenzüge, natürlich vielfach verbunden, lassen sich unterscheiden: die Donaufer-Straße, zugleich limes oder Grenzwall, eine Binnen-Straße und deren Verbindungen mit der Uferstraße, end lich die Straßen zu den Alpenpässen. Wir verfolgen zuerst die Donaufer-Straße vom Inn bis zur Enns. Ihr Strang ist in der Peuttingerischen Tafel angezeigt, aber, wahrscheinlich durch die Schuld des Copisten, unterbrochen, indem zwischen Quilia und Blaboriciaco eine Straße nach Marinianio abzweigt, von hier aber ohne Zusammenhang ist, während ein solcher gegen Westen mit Boludurum, wo der Straßenzug ebenfalls unterbrochen ist, und wieder von der Ostseite des Ortes Marinianio gegen Süden mit Blaboriciacum vorhanden war. Dabei sind auch die Namen verschrieben und dürfte anstatt Blabori¬ ciaco wol Lauriaco, resp. Lauriacum zu lesen sein. Nach dieser Her stellung des ursprünglichen Bestandes der Tafel und mit Berücksichtigung anderer Momente lässt sich die Straße an der Donau ziemlich genau bestimmen. Von der Innstadt bei Passau, die im frühen Mittelalter noch als Römerdorf erscheint, führt die Straße nach einem leider jetzt verlornen Denkstein von Imperator Cäsar M. Aurelius Antoninus Pius — gewöhnlich Kaiser Caracalla genannt (211—217) — erbaut, am Flussufer selbst bis Mühlbach, erstieg hier, da ein Bau an den schroffen Felsen bei Krämpelstein nicht möglich war, die Höhe der Donauleiten, und lief über diese wie noch die Straße im Mittelalter, über Esternberg nach Kasten. Hier am gangbaren Ufer angelangt, folgte sie dem Strome bis Engel¬ hartszell, wo Ort und Funde ein römisches Castell sichern, dessen Namen unbekannt ist; nach einer ansprechenden Vermuthung war es Locus Sal vatus oder Castellum Salvatum, geschützter Ort, geschütztes Castell. Von Boiodurum (dem in der Peuttingerischen Tafel Bolodurum geschrie¬ benen Orte, h. Innstadt) 18 römische Meilen entfernt erscheint im Antonini¬ schen Reisebuche der Ort Stanacum. Die Straße lief am Ufer von Engel¬ hartszell bis Engelszell, dann wieder die Höhe hinauf bis zum Orte Steinödt oder Steinedt in die Pfarre St. Aegydi; dieser Ort hiess noch im 13. Jahr hunderte Steinach, mundartlich Stanach, so dass einer Ableitung des Namens aus dem lateinischen Stanacum nichts im Wege steht und zu den ander¬ weitig nicht seltenen Fällen gehört, z. B. Kuchel von Cucullae, Gnigl von Genicula u. s. w.

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