11. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1881

11Kunde haben, beruht theils auf Funden, theils muss auf die Existenz mancher Festungen aus der Betrachtung des römischen Systems der Befestigungen geschlossen werden. Winke für die Existenz einer Römerstraße oder einer Ortschaft geben uns verschiedene Namen oder Namentheile, wie Straß, Heid (gewöhnlich Haid geschrieben), Teufel, Burg, Walch, Graben, ja bei Straßenzügen sogar der auch anderwärts für Römerstraßen vorkommende Ausdruck Ochsenstraße. Endlich kann auch aus dem ersten Auftauchen der Ortschaften im Mittelalter auf eine sehr frühe römische, ja vorrömische Existenz geschlossen werden, da die natürliche Grundlage der Ansiedlungen, der Boden, seit dem Beginne der christlichen Aera im Grossen und Ganzen derselbe geblieben, wie die Bedingungen städtischen Lebens und bäuerlicher Wirtschaft noch die gleichen sind. Werfen wir einen Blick auf die Bodenplastik Oberösterreichs südlich der Donau bis zu den steierisch- oberösterreichischen Grenzgebirgen, welche im Hintergrunde der wechselvollen Formen einen malerischen Abschluss bilden. Die Donau durchströmt unser Land von Passau bis Sarmingstein in einem reizvollen Thale von 113 Kilometern Länge; die Uferphysiognomie wechselt und wir müssen dieselbe daher näherer Betrachtung unterziehen, da von ihr die künstliche Befestigung der Donaugrenze abhing. In der Benützung des sich darbietenden Terrains sind die Römer Meister gewesen. Durch die Anlage von Castellen, Vorposten, Flankenbefestigungen und Reserveposten kamen einerseits die Vortheile des Terrains erst zur Geltung und wurden anderseits etwaige Nachtheile ausgeglichen. Gewisse Gesichtspunkte in der Behandlung von Höhenzügen, Ebenen, Flussthälern, Sümpfen, Mündungen von Nebenwässern wurden übereinstimmend behandelt und was wir in dem grossen Pannonien finden, begegnet uns auch in dem in viel kleineren Verhältnissen angelegten Noricum. Hier haben wir ein Vorwiegen des Gebirges, kurze und enge Flussthäler, und weit ausladendes hügeliges Vorland, welches nur kleinen Uferebenen Raum gibt. Im ganzen zeigen jedoch die Donaufer vom Inn bis zur Landesgränze einen recht ähnlichen Charakter. Am linken Ufer fallen die Ausläufer der Granitmassen des Böhmerwaldes ziemlich steil zum Strome ab und sind von tiefen engen Gräben durchschnitten, aus welchen grössere Bäche zur Donau eilen, der Erlabach, die Ranna, die kleine und grosse Mühel, die beiden Rodelbäche, der Haselbach, die Gusen, die Feld- und Waldaist, endlich die kleine Isper, welche die Grenze gegen Niederösterreich bildet. Auf der ganzen Uferstrecke sind nur zwei ebene Terrainstellen denen am rechten Ufer kleine Ebenen entsprechen; eine zwischen Landshaag und Ottensheim, vom Bösenbache und den vereinigten Rodelbächen, die andere von Mauthausen bis nahe an Grein von der vereinigten Aist und der Naar durchflossen, alles natürliche Wege ins nördlich der Donau liegende Land. Diesen kleinen Ebenen entsprechen grössere am rechten Donaufer, welches aus dem hügeligen Ausläufern des Alpenvorlandes

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