9. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1879

22 Franz Josef I. der erlauchten Prinzessin Elisabeth von Baiern die Hand zum Bunde für das Leben reichte, zu einem Bunde, welcher bereits 25 glückliche Jahre bestanden hat, dessen Zeugen ein in Hoheit herrlich aufstrebender Jüngling und in Schönheitsfülle blühende Töchter heute als die ersten Unterthanen dem hohen Elternpaare ihren Glück¬ wunsch darbringen werden. l'ns ist es leider nicht gegönnt, unserem erhabenen Monarchen und seiner hohen Gattin persönlich nahen zu können, um Ihnen den Ansdruck der tief¬ gefühlten Empfindungen und Wünsche zu Füssen zu legen. welche an dem heutigen Tage mit so überwältigender Kraft unsern Busen schwellen. Doch, wenn uns auch der Anblick des Allerhöchsten Jubelpaares versagt ist, so ist unsere Liebe und Verehrung doch keine geringere, unsere Gefühle, unser Glückwunsch doch nicht weniger aus dem Herzen kommend, als wenn auch kein so weiter Raum uns von den Gefeierten scheiden würde. Ein Vierteljahrhundert, beinahe ein Menschenleben ist verstrichen, ein bedeutungs¬ voller Zeitraum, seitdem unser hohes Herrscherpaar vereint den Pfad des Lebens wandelt zum Glück und Wohle seiner Völker, und darum wollen wir einen Rückblick werfen auf das segensreiche Wirken und Schaffen in dieser Zeit und uns all die Liebe und Güte, all die Treue und Sorgfalt vergegenwärtigen, welche den U'nterthanen durch unser gefeiertes Herrscherpaar zu Theil geworden sind. Es ist ein Bild des reichsten bewegtesten Lebens, das sich da vor unseren Blicken entrollt, ein Bild, auf das jeder Oesterreicher mit Stolz hinweisen kann. Was unser Kaiser als Krieger zu leisten im Stande ist, wenn es gilt Oester¬ reichs Ehre vor dem Feinde zu wahren, wenn es gilt den Muth seiner braven Oester¬ reicher durch persönliches Einschreiten, durch begeisterndes Beispiel neu zu beleben, das bewies er zur (enüge in dem bedeutungsvollen Jahre 1859, wo er Freud und Leid seiner Krieger theilte und die ärgsten Strapazen wie irgend ein Soldat in der Armee ertrug. Oder sollte es nicht als ein Beweis kühnen, aufopferungsfähigen Muthes gelten, wenn er bei St. Lucia persönlich ein Bataillon Jäger zum Sturme führte, sollte nicht jedes Oester¬ reichers Hlerz bangen und doch zugleich stolz aufjubeln, wenn es sicht, wie sein Kaiser vor die Fronte einer wankenden Sturmeolonne eilt und die Leute mit den Worten: „Vorwärts, ihr Braven, auch ich habe Weib und Kind zu verlieren!“ neu belebend, kühnen Muthes zum Angriff fhrt? lnd wenn die wuthende Schlacht ausgetobt hat, und die Donner der Geschütze schweigen, wenn der geringste seiner Unterthanen der nothwendigen Ruhe pflegt, gibt es für Ihn noch keine Erholung: Ihn fuhrt Mitleid und liebende Für¬ sorge zum Krankenbette seiner verwundeten Krieger, zum Troste und zur Erquickung des Leidenden, der sterbend noch die Hand seines Kaisers drückt, um mit brechendem Auge zum letztenmale zu dem aufzublicken, dessen Hlerz mit tiefgefühlter Theilnahme das traurige Los seiner Krieger zu erleichtern strebt. Und sowie er im Kriege als Held seinen Mannen vorauszieht, so ist er im Frieden als Staatsmann der Mann der unermüdlichen Geschättsthätigkeit und der hingebendsten Fürsorge für seine Völker. Wenn wir die Fortschritte und Errungenschaften, welche wir seit seiner 30jährigen Regierung zu verzeichnen haben, uns vor Augen fuhren und im rechten Masse würdigen, so müssen wir erstaunen über die Kraft und das Herrschergenie unseres Kaisers, welcher allein im Stande war, der Grösse und der Mannigfaltigkeit der Anforderungen gerecht zu werden, welche das Jahrhundert an Ihn stellte, und die Schwierigkeiten zu überwaltigen, welche sich gerade in unserem Vaterlande einer einheitlichen Durchführung weiser und fur das (esammtwohl nützlicher Einrichtungen entgegensetzen. Das Octoberdiplom, das Februarpatent, die fur eine freie und allgemeine sowohl als individuelle Geistesbildung unendlich wichtigen Schulgesetze, welche uns in so kurzer Zeit auf eine der höchsten Bildungsstufen unter den europaischen Staaten versetzten, —wem anders haben wir sie zu verdanken, als unserm allergnädigsten Landesfürsten, unserm Kaiser und Herrn? Er hat sich durch diese Werke ein Denkmal gesetzt, das in den Herzen seiner l'nterthanen cine (rundfeste besitzt, welche jedem Sturm und jedem feind¬ lichen Angriff Trotz bieten kann und Trotz bieten wird! So zeigt er sich uns als Kaiser,

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