9. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1879

14 XIII. Ballade de Visage sauns Peynture. *) Dieses Gedicht besteht aus drei Balladen, die Strophe zu 8 Versen mit je 5 Hebungen und den Reimen a b abbebe. In der ersten Ballade zürnt der Dichter dem Glücke ; jede Strophe wird geschlossen durch den Refrain: „For finally Fortune I diffye. „Der Wechsel in dieser armseligen Welt zwischen Wol und Weh, zwischen Armut und einträglichen Ehrenstellen, wird ohne Ordnung oder Einsicht von dem fehlbaren Glücke bedingt. Doch liegt mir nichts an seiner Gunst ; obwol ich Zeit und Mühe verloren, ich trotze ihm. Doch blieb mir die Vernunft, in Deinem Spiegel Freund von Feind zu kennen; das hat Dein Auf- und Niederschwanken in Einer Stunde mich ge¬ lehrt. Der sich selber beherrschen kann, ist stark auch ohne Dich. Genüg samkeit soll meine Zuflucht sein, Dir aber biet' ich Trotz. O Socrates, Du standhafter Held, Dich konnte Fortuna nicht quälen ; Dir baugte nicht vor ihrem Hass, noch fandest Du an ihrer Gunst Gefallen ; Du kanntest wol ihr trügerisches Aeussere und ihren Kern, die Lüge : Auch ich kenne sie als Heuchlerin und biet' ihr Trotz.“ Die zweite Ballade enthält die Antwort des Glückes. Als Refrain erscheint: „And eke thou havest thy beste friend alyve.“ „Nur der ist elend, der sich elend dünkt, Und der sich selbst besitzt, besitzt genug. Was klagst Du, dass ich streng mit Dir verfahre, da Du doch selbst Dich meiner Herrschaft entziehst? Danke mir vielmehr für das, was Dir beschieden wurde. Du sollst nicht entbehren. Und weisst Du, ob ich Dich nicht noch fördere? Es lebt Dir noch Dein bester Freund! Ich lehrte Dich, zwische wahren und falschen Freunden zu unter¬ scheiden. Du bedarfst keiner Galle, um die Blindheit zu heilen, Du siehst jetzt klar. Hlalte Dich bereit! Du kannst mich noch gewinnen, es lebt Dir noch Dein bester Freund! Wie vielen hab' ich mich versagt, um Dir zu spenden! Willst Du mir denn gebieten, nur Dir allein zu dienen ? Dem Reich des Wechsels bist Du untertan, Und mit den Andern musst um's Rad Du treiben! Mein Wirken ist grösser als Dein Kummer, — auch lebt Dir noch Dein bester Freund!“ In der ersten Strophe der dritten Ballade replicirt der Dichter, wor¬ auf die Duplik des Glückes folgt. Der Refrain lautet diesmal: „In general this rule may nat fayle!“ *) Morr. VI, 289.

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