10 — VI. Good Counseil of Chaucer *). Flich das Gedränge, der Wahrheit nur zu leben, Dein Gut genüge Dir, und sei's auch schmal; An Hort hängt Hass, und Fallen folgt dem Streben, Neid herrscht im Volk, betrogen überall Ist das Gemeinwol. Du selbst geniess mit Wal; Und handle recht, den andern Rat zu leihen: Und Warheit wird Dich sicherlich befreien! Müh' Dich nicht ab, das Krumme grad' zu richten, Vertrauend ihr, die schwankt nach allen Seiten, 2) Du findest Ruhe nur bei wenig Pflichten; Auch hüte Dich, gen Uebermacht zu reiten 3 Und gleich dem Hlaken mit der Wand zu streiten; Bezähm' Dich selbst, zu zügeln die Parteien: Und Warheit wird Dich sicherlich befreien! In Dehmut nimm, was Dir beschieden ist! Den Kampf in dieser Welt beschliesst der Tod; Hlier ist die Heimat nicht, hier ist es wüst Auf Wanderer, auf Kreatur in Not, Zum Ilimmel blick' und wende Dich an Gott! Der Lust entsage, Dich Deinem Geist zu weihen: Und Warheit wird Dich sicherlich befreien! Das vorstehende Gedicht, dessen Uebersetzung wir versuchten, um das Bild Chaucer's als Lyriker anschaulicher zu machen, ist wol das beste unter den hieher gehörigen Stücken. Nach Furnivall (Trial Forw. p. 8 fl) fallt es in dic Zeit von 1386 bis 1387, wo Chaucer sein Amt*) und seine Frau durch den Tod verlor und so die bittere Erfahrung machte, dass irdisches Glück vergänglich sei. Die drei Strophen sind im Metrum des Compleynte to Pité verfasst, aber mit wiederkehrenden Reimen. „And trouthe the shal delyver, hit ys no drede“ ist Refrain. *) Morr. VI, 295. 2) D. i. die (ilücksgöttin. 3) So ûbersetzt nach der Lesart der zweiten Version im Appendix „ayens an al“. Die Lesart der ersten Version, „ayein an nalle“, hat, ausser dass sie nieht gut in den Sinn des Ganzen passt, vor allem die Formschwierigkeit mit dem n des Artikels gegen sich. *) Wahrscheinlich weil die Partei des John of (aunt, Herzogs von Lancaster, der Chaucer wolwollte, durch die Gloncester-Partei von der Regierung verdrängt wurde.
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