5 zu Berlin solche Summen, dass selbst ein Unterschleif von 6000 Thalern gar nicht bemerkt wurde, und bei einem zu Dresden im Jahre 1779 abgehaltenen Hoffeste verbrauchte man in einer einzigen Nacht 60 Centner Wachskerzen. Die damalige Zeit hatte aber trotzdem kein Bedürfniss nach einer noch besseren Beleuchtung, wie dies Nachstehendes sogleich zeigen wird. Der deutsche Alchymist Becher (geboren nach seiner eigenen Angabe 1635 zu Speyer, gestorben nach einem zwar abenteuerlichen, dabei aber wissenschaftlich thätigen Leben zu London 1682) spricht schon in seinem Werke: „Pbysica subterranea s. Acta laboratorii chemici Monacensis“. (Frankfurt 1669, mit Supplement neu herausgegeben von Stahl, Leipzig 1735) von einem brennbaren Gase, das sich beim Mischen von Weingeist mit Vitriolöl bildet, denn er schreibt darüber Folgendes: „Evidens demonstratio ignis est in spiritu vini et oleo vitrioli, utroque probe rectificato. Quam primum enim confunduntur, ignem concipiunt qui vase obstructo exstinguitur, aperto rursus incenditur. In seinem 1682 zu Frankfurt a. M. erschienenem Buche: „Närrische Weisheit und weise Narrheit“ beschreibt er im § 69 die Entwicklung eines brennbaren und stark leuchtenden Gases durch trockene Destillation der Steinkohle. Becher experimentirte damit selbst zu London vor dem Könige, ohne jedoch mit seiner hochwichtigen Entdeckung des Leuchtgases etwas zu erreichen; — sie fiel der Vergessenheit anheim. Später, als die allgemeine Einführung des Leuchtgases einen epoche¬ machenden Abschnitt in der Geschichte der Beleuchtung ausmachte, stritten sich Engländer und Franzosen um die Ehre dieser Erfindung; thatsächlich wurde sie aber doch von einem Deutschen gemacht. In den Jahren von 1727—1739 beobachteten die Engländer Clayton und Hales abermals das Entweichen eines brennbaren Gases beim Erhitzen der Steinkohle; im Jahre 1767 wies der Bischof Landlaff nach, dass sich das brennbare Gas überall hin durch Röhren leiten lasse. Der Professor Pickel zu Würzburg erzeugte durch Erbitzen von Knochen ein Gas, womit er sein im Garten des Juliusspitals gelegenes Laboratorium beleuchtete (1786). Um dieselbe Zeit stellte der Earl von Dundonald auf seinem Landgute „Culross-Abtei“ Versuche zur Anwendung des Steinkohlengases als Beleuchtungsmittel an. Ursprünglich handelte es sich freilich nur um die Gewinnung von Steinkohlentheer als Nebenproduct der Koksbereitung. Die Arbeiter hatten in die Kühlvorlage, in welcher sich der Theer absetzt, eiserne Röhren ein gekittet und verbrannten das entweichende Gas, um sich bei ihren nächt¬ lichen Arbeiten zu leuchten. Dem Earl fiel das schöne Licht auf und er liess später das Gas in die Abtei selbst leiten, wo es als eine Art von Wunderding verbrannt wurde. — Für das Beleuchtungswesen selbst aber blieben alle diese Versuche vorderhand noch erfolglos. Ist es demnach nicht mehr als Zufall, dass, als die durch die fran¬ zösische Revolution angeregten neuen Ideen sich über alle Länder ver¬
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