28 flamme, welche auch mit Vortheil durch eine mit Sauerstoff angefachte Leuchtgasflamme ersetzt werden kann, gegen einen Cylinder aus Aetzkalk brennen läßt, so verbreitet der Kalk dadurch, daß er darin die höchste Weißgluth mit blauweißem Lichte annimmt, ein so intensives Licht, dessen Glanz das Auge kaum zu ertragen vermag. Die schon von Gaudin in Paris 1838 ausgesprochene Idee, das Kalklicht zur Beleuchtung von Städten anzuwenden, erwies sich als unausführbar, dagegen benützt man es, seitdem das Problem der technischen Darstellung des Sauerstoffgases nach dem Verfahren von Tessié du Motay in befriedigender Weise gelöst ist, namentlich in den größeren Städten der Union zur Erzielung intensiver Lichteffecte für Leuchtthürme, Signale, Bauten, bei öffentlichen Darstellungen von Nebelbildern, mikroskopischen Objecten, Chromatropen, bei der Laterna magica u. s. w. Nach dem „Journal of Gasligthing“ 1869 hatte das englische Kriegs ministerium vorübergehend die Idee, das Kalklicht anstatt des Gaslichtes in den Kasernen und Ställen der Regimenter einzuführen. Die Versuche mit dem Kalklicht wurden theils im Hafen „The Queen's Barrack“, theils in einem Winkel eines Kasernenflügels, theils in den Sälen der Kasernen gemacht. Auf einem 6 Meter hohen Gestelle befand sich der Leuchtapparat und der Reflexionsspiegel. Als das Kalklicht angezündet und der Spiegel auf den Hof gerichtet wurde, war derselbe fast eben so hell erleuchtet, wie zur Zeit der Mittagssonne; in einem Abstand von 100 Yards von der Licht¬ quelle vermochte man noch die feinste Schrift zu lesen. In dem einen Ende des Winkels setzte man ein kleineres Licht auf, das, von einer Glaskugel umgeben, noch stark genug war in einem Abstand von 30 Yards eine auf der Erde liegende Nadel finden zu lassen. Der in einem der Säle auf¬ gestellte Apparat war noch kleiner, erleuchtete aber dennoch denselben weit heller, als es sonst mit Gas zu geschehen pflegt. Nach einer Mittheilung von Abel in Woolwich ist das Kalklicht indessen nirgends in den englischen Militäranstalten eingeführt worden. Vor einigen Jahren machte die von dem Techniker Tessié du Motay aus Metz herrührende Beleuchtung mit Hydro- Oxygen - Gas viel von sich reden. Trotz aller Reclame ist es dem neuen Lichte noch nicht gelungen, sich irgendwo auf die Dauer Eingang zu verschaffen. Das Gasgemenge ist entweder Wassergas (ein Gemenge von Wasserstoffgas und Kohlenoxydgas) oder Wasserstoffgas oder auch Leuchtgas, welches im Momente der Verbren¬ nung mit einem regulirten Strome Sauerstoffgas zusammenkommmt. Der hiczu erforderliche Sauerstoff wird entweder durch Zersetzung von Schwefel¬ säuredämpfen oder durch Zersetzen von Natriummanganat mit Wasser¬ dämpfen oder endlich durch Zersetzung von Kupferoxychlorür gewonnen. Die Flamme des Hydro-Oxygen-Gases wird auf kleine Cylinder von Magnesia (Magnesiallicht) oder von Zirkonerde (Zirkonlicht) geleitet. In neuester Zeit hat Tessié du Motay seine Methode in der Weise abgeändert, daß er den Sauerstoff zu einer Flüssigkeit, einer Lösung von Naphtalin in Petroleumäther oder Kohlennaphta führt, welche den intensiv
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