8. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1878

21richtung, welche den Zweck hat, den Druck in den Retorten, welcher ein Hauptgrund der theilweisen Zersetzung des Gases und des Kohlenabsatzes an den Retortenwänden ist, zu vermindern und dem Entweichen von Gas durch die Poren und Risse der Retorten entgegenzuwirken. Am häufigsten wird gegenwärtig der von Anderson construirte Kolben-Exhaustor angewendet, der in seiner Wirkungsweise mit einem Cylindergebläse übereinstimmend ist. In neuester Zeit wendet man auch Dampfstrahl-Exhaustores an, welche, von den Gebrüdern Körting in Hannover construirt, wegen ihrer Einfachheit und Billigkeit mit anderen Exhaustor-Constructionen concurriren. Das in die Reiniger einströmende Gas enthält als leuchtende Be¬ standtheile oder Lichtgeber: Acetylen C2 H2, Acthylen C2 IIa, Propylen Ca He, Butylen C. IIs, Benzol C. IIe, Styrolen Cs Hs, Naphtalin Cio IIs, Acetylnaphtalin Ci2 Hio, Fluoren Cia IIio, Propyl Cs IIz und Butyl Ca Ho; als verdünnende Bestandtheile oder Lichtträger: Wasserstoff, Sumpfgas und Koblenoxyd; als verunreinigende Bestandtheile: Kohlensäure, Ammoniak, Cyan, Schwefelcyan, Schwefelwasserstoff, geschwefelte Kohlenwasserstoffe, Schwefelkoblenstoff und Stickstoff. In den Reinigungsapparaten wird eine chemische Reinigung des rohen Gases bezweckt, um es hauptsächlich vom Schwefelwasserstoff, der Kohlensäure, dem Ammoniak und den Ammonverbindungen zu befreien. Unter diesen Verunreinigungen liefern manche beim Verbrennen gesundheits¬ schädliche Producte. Der Schwefelwasserstoff verbrennt zu schwefliger Säure und Wasser, das Ammoniak zu Salpetersäure und Wasser. Ausserdem greift der Schwefelwasserstoff die Brenner und Gasleitungsröhren stark an und das Cyan färbt dic Flamme violett. Die Reiniger, deren man gewöhnlich drei bis vier anwendet, sind theils mit Kalkmilch (nasse Reinigung), oder, um den Druck der Flüssigkeit auf die Gase zu vermind rn, mit Moos, welches mit Kalkmilch getränkt wurde (trockene Reinigung), theils mit einer Metallsalzlösung (Chlormangan oder Eisenvitriol) gefüllt. Durch die Kalkmilch werden Kohlensäure und Cyan vollständig, Schwefelwasserstoff zum Theile zurückgehalten. Das Ammoniak und die letzten Reste des Schwefelwasserstoffs werden in der Metallsalzlösung der letzten Reiniger unter Bildung von Schwefelmetall Wasser und Metalloxydulhydrat beseitigt. Bei weitem wichtiger als diese eben beschriebenen Reinigungsmethoden ist das von R. Laming im Jahre 1847 in die Gasreinigung eingeführte Laming’sche Mittel. Die gegenwärtig dazu verwendeten Materialien bestehen in einer Mischung von Ferrosulfat mit Aetzkalk, welche, um die Masse lockerer zu machen, gewöhnlich mit Sägespähnen versetzt wird. Das Ferrosulfat zerlegt sich mit dem Kalk zu Eisenoxydul und Calciumsulfat; die zuerst schwarzgrüne Farbe der Mischung geht durch fleißiges Umschaufeln und Oxydation an der Luft in roth über und man hat dann ein Gemenge von Eisenhydroxyd und Gyps. Die An¬ wendung der Masse erfolgt in trockenen Reinigern. Seitdem man weiß, daß der Kalk in der Laming’schen Masse ohne alle Bedeutung für den Process

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