33 muss sich hüten gleich Hegel sagen zu müssen, von seinen Schülern habe ihn nur einer verstanden, aber auch dieser nicht richtig. Die Präcision der Darstellung verlangt eine bündige Kürze, bei welcher Alles, was den darzustellenden Gedanken nicht verständlicher macht, ver¬ mieden wird. Dahin gehören die mannigfachen Einleitungen, Abschweifun¬ gen, Ausrufe des Staunens oder gar banale Redensarten. Korrekt wird die Darstellung, wenn sie sprachlich riehtig ist. und wenn sie Formen, Ausdrüeke und Wendungen vermeidet, welche nicht all¬ gemein üblich sind. — Andererseits wird aber auch vom Lehrer darauf ge¬ drungen werden müssen, dass sich die Schüler korrekt ausdrüeken; dam wird die Naturlehre auch cine praktische Sprachschule sein. - Eine ganz besondere Förderung des Zweckes der Xaturlehre sowol als der Sprache wären schriftliche Arbeiten, zu denen die Naturlehre ausreichenden Stof bietet. Zwei Momente möchten wir noch beim Physikunterrichte besonders bercksichtigt wissen: das historische und das hygieinische. Betreffs des ersten verlangen wir, dass die Anordnung, in welcher die cinzelnen Gesetze zu behandeln sind, sich soviel als irgend möglich an die geschichtliche Entwicklung der Wissenschaft anschliesse. Wenn dabei auf die Männer selbst hingewiesen und die Art und Weise, wie sie zu ihren Entdeckungen gekommen, mitgetheilt wird, wo möglich die Versuche selbst den ursprunglichen analog cingerichtet werden, so wird gewiss ein derartiges Verfahren wesentlich den Cuterricht beleben und interessant machen. — ist aber auch billig, ein Akt der P'ietät, die wir den grossen Forschern schuldig sind, wenn wir die Jugend mit dem Leben solcher Männer bekannt machen, die nur für die Wissenschaft gelebt und der Menschheit durch ihre Entdeckungen cinen viel grössern Dienst erwiesen haben, als mancher der grossen Weltstürmer. Gelegenheit zu derartigen geschichtlichen Exeursionen wird sich im Verlaufe des l'nterrichtes in Hülle und Fülle bieten. So wird man bein Pendel den Schülern den 18jährigen Galilei vorführen, dem gereiften Manne Galilei wird man später noch öfters begegnen. Bei der Centralbewegung findet man Gelegenheit cine kurze Lebensskitze Kepplers zu geben. — Bei der Schwere der atmosphärischen Luft wird man erwähnen, dass die Wissenschaft eine lange Zeit brauchte, bis sie sich zu der Erkenntnis durch¬ gerungen hatte, dass die Luft ein Gewicht besitze, — dass die Alten die Luft als ihrem Wesen nach „leicht“, weil nach ohen strebend, den „schweren“ nach unten fallenden Körpern gegenüber stellten. Erst Galileis Schüler, Tori¬ celli, gelang es (1650) den Druck der Luft nachzuweisen; die Veranlassung war der Umstand, dass in einer neu hergestellten l'umpe in Florenz, deren Sang rohr länger als 10 war, das Wasser nur bis zu ciner gewissen Höhe stieg. (Abscheu vor dem leeren Raume.) Es
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