7. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1877

Stand, durch Deduction zu beweisen, dass a ein Merkmal von c ist. Oder eine umfassende Induction überbrückt mit einem Male ganze Schaaren von Merkmalen, indem sich 5, d, f und alle übrigen als Merkmale eines einzigen Dinges oder mehrerer Dinge herausstellen. Damit kann eine Wissenschaft, die noch in hohem (rade experimental war, mit einem Schlage deductiv werden. Das grösste Beispiel, das noch vorgekommen ist, ist in dieser Bezie¬ hung die Entdeckung Xewton's, dass die Bewegungen aller Körper des Sonnensystems, regelmässige wie anscheinend unregelmässige, Merkmale Einer Bewegung um einen gemeinsamen Mittelpunkt sind, mit einer Centripetalkraft, die in geradem Verhältnisse mit der Masse und im umge¬ kehrten Verhältnisse mit dem Quadrate der Entfernung von jenem Mittel¬ punkte wächst. Ebenso wurde die Lehre vom Schall, die früher auf der niedrigsten Stufe der reinen Experimentalkeuntnis stand. deductiv, sobald es durch Ver¬ suche dargethan war, dass jede verschiedene Art des Schalles die Folge und daher das Merkmal einer besonderen und genau zu bestimmenden Art von schwingender Bewegung ist. In den dedurtiven Wissenschaften, die wir durch die Formel charakteri¬ siren wollen: « ist ein Merkmal von 5, à ein Merkmal von c, c von d, d von e u. w., können wir die Leiter, die von « bis e führt, durch Schluss¬ folgerung hinaufsteigen: wir können schliessen, dass a ein Merkmal von e ist, wenn wir auch vielleicht niemals im Stande waren, a und e vereinigt zu beobachten. Dadurch können zahllose Wahrheiten, die man durch Induction aus eben so vielen Experimenten kaunte, als Deductionen von viel einfacherer und allgemeinerer Xatur dargethan werden: die Experimentalwissenschaft wird dadurch zur Wissenschaft des reinen Denkens. So sind die Mechanik, die Hydrostatik, die Optik, die Schall- und Wärmelchre eine nach der andern zu deductiven Wissenschaften geworden, und die Astronomie wurde durch Newton unter die Gesetze der allgemeinen Mechanik gebracht. — Es lässt sich nicht läugnen, dass das inductive Ver¬ fahren einfacher und natürlicher ist, und dennoch sprechen gewichtige wissen¬ schaftliche Gründe dafür, jeder Wissenschaft so viel als möglieh von dem Charakter einer deductiven Wissenschaft zu geben, darnach zu trachten, die Wissenschaft aus wenigen und einfachen Inductionen aufzubauen, und dies in vielen Zweigen der Xaturwissenschaften erreicht zu haben, hält man für den grössten Triumph der Naturforschung. Der deductiven Methode verdanken wir alle Theorien, durch welche massenhafte und vielfach verschlungene Erscheinungen unter wenige einfache Gesetze begriffen werden, die man niemals durch unmittelbare Erforschung hätte als die Gesetze jener grossen Erscheinungen entdecken können. Wir brauchen uns nur der Himmelsbewegungen zu erinnern, um zu schen, was die Methode für uns geleistet hat.

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