5. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1875

68 Aquileges thut. Wer in diesem Sinne spricht, braucht ja am Ende gar keinen Species-Namen, sondern für solche sind die Genus-Namen gentigend und ein solcher kann ja die verschie- denen Arten einfach als verschiedene J.4'ormen nach dem la- teinischen oder griechischen Alphabete aufzählen! - Ich fasse im Gegentheil alle oben beschriebenen Formen nach der von Prof. Kerner gegebenen Definition: »Art ist der Inbegriff aller Uber ein bestimmtes Areal ausge- breiteten, gleichförmigen und sich durch längere Zeit in der Mehrzahl ihrer Nachkommen gleich- förmig erhalten den Individuen" - als wol unterscheid- bare Arten auf, die sich im Laufe der Zeit mittelbar oder un- mittelbar aus der wahrscheinlich ältesten und am weitesten ver- breiteten Art der Aq. vulgaris L. durch n a t li r li c h e Zucht - wa h 1 herausgebildet und sich mit ihren neuen Merkmalen durch längere Zeit constant erhalten haben. - D e n n K l im a u n d Boden erzeugen keine neuen Pflanzenformen, aber jede ihnen nicht angepasste Form geht nach und nach zu Grunde und sie bewirken dadurch eine Auswahl, indem an einem bestimmten Standorte, nur jene Pflanzen, deren Organisation mit den klimatischen und Bodenverhältnissen desselben im Ein k 1an geist, sich behaupten, a 11 e jene u n zähl- baren Massen von Samen und Keimen aber, die an einen unpassenden Standort durch die Gewalt der natUrlichen Transportmittel gelangen, unabweis- lich zu Grunde gehen. In diesem Sinne können wir also die Aq. vu1gar i s a 1 s St am ma r t auffassen und können uns denken , dass sich im L aufe der Zeit in Folge des Gesetzes der Erblichkeit und der Variabilität der Charactere, verbunden mit dem hier aller- dings nur passiv auftretenden Kampfe um's Dasein, aus der- s e 1b e n d i e tt b r i g en Ar t e n h e r au s g e b il d e t h a b e n. Als Bildungsherd dUrfen wir sicher das Alpengebiet ansehen. Es lösten sich etwa zuerst die nigricans, Sternbergii und alpina ab, erstere beide Arten an zwei von einander getrennten Ver- breitungsbezirken. Aus der A. nigricans durfte im Osten _die transsilvanica und paraplesia, mehr im Westen die longisepala; - aus der Sternbergii die Ebneri, glandulosa, sulphurea und Bertolonii entstanden sein ; von der alpina hat sich einerseits

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