5. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1875

8 Fragen wir uns nun, woher es denn kommt, dass in der Beschreibung und Unterscheidung der Aquilcgien und in Folge davon auch in der Synonymik eine so grosse Verwirrung herrscht, so finden wfr wol den Hauptgrund dieser Confnsion zumeist in der Schwic1;igkcit, passende durchgreifende Unter- scheidungs-Merkmale aufzustellen. ,,In d c r 'r lia t", sagt Stur, ,,11 ich t di c P fla n zcn, sondern nur ihre Besc h re i- bu n gen sind vcrwechslungsfähig." Und so ist es auch. Wir sind meist ganz gut im Stande, die verschiedenen Formen zu scheiden und verhältnissmä.ssig nur wenige Gruppen, wie Weiden, Hieracien, Rosen, Brombeeren, bieten auch hierin Schwierigkeiten dar und fordern ein schon sehr geübtes Auge. Schwer aber ist es oft., passende Unterscheidungs - Merkmale nahe verwandter Pflanzen anzugeben, die Unterschiede in Worte zu fassen, selbst dann noch, wenn man dieselben schon auf den ersten Blick auf ziemliche Distanzen sicher zu erkennen vermag. Die Beurtheilung geschieht hiebei nur nach dem Ha- bitus, nach dem Totaleindruck, den die Pflanze auf uns macht, und dieser lässt sich, da er oft auf sehr minutiösen Verhält- nissen beruht, manchmal schwierig wiedergeben. Man bat von jeher darauf geachtet, die einzelnen Formen zu unterscheiden, und der Streit, der bis in die neueste Zeit herein sich fort- spinnt, bezieht sieb lediglich darauf, ob die einzelnen Typen als „Arten" oder als „Varietäten" aufzufassen sind. Flir uns mag dies hier einstweilen gleichgiltig sein; für descriptive Zwecke müssen die Arten einmal so behandelt werden, als wären sie ursprünglich unterschieden und als müssten sie es für immer bleiben. - „A 11 e G e s t a lt e n s i n d ä h n l i c 11, d o c h k e in e g l e i c h e t der andern, Und so deutet der Chor auf ein bestimmtes Gesetz" - sagt der Dichter sehr schiju und dieses Gesetz ist eben jenes, auf welches auch wir am Schlusse dieser Abhandlung kommen werden, das von Darwin begründete Gesetz der Entstehung der Arten im Wege allmäliger Entwicklung. Wir wollen uns nun zur Aufsuchung der geeignetsten Merkmale für die Unterscheidung der verschiedenen 'rypen, heissen sie nun Varietäten oder Arten, rlisten, um dann auf Grundlage dieser im vorhinein klargelegten Terminologie an die Beschreibung der einzelnen Arten gehen zu können.

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