3. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1873

-· 11 - Trauungsacte ttbergebell, der andere nach demselben, und die- ser letztere auch von dem Markgrafen als dem Gemale bestätigt. In dem ersteren nun verzichtet Margaretba auf alles väte1 liehe und mütterliche Erbe, insbesondere auf die Herzogtumer Oester- reich, Steiermark u. s. w. zu C:unsten ihrer Brüder und deren Erben: ,,also daz Wir noch unser erben gen den vorgennnten unsern Brudern und iren erben ymmer dhain ansprach haben - sullen in dhainer wPg", - aber unter dem Vorbehalte: "ge- sc hec h aber - ob - nnser liehe hruder - abgien- gen an (ohne) elich leibErben, so sollen Wir auf den egenanten Landen - unseren recht haben als oh Wir uns nie vertziegen hieten, nach der land recht und gewonhait und nicht mer." In dem zweiten, etwas kürzeren, Verzichtsbriete stehen aber in dem Vorbehalte statt der Worte „an elich leih Erben" die offenbar viel weniger ,vcit gehenden: ,,an sune (ohne Söhne)." Nach der ersteren Ur- kunde konnte jede Erbtochter, d. i. jede Tocl1tcr des letzten Regeuten, die Regredienterbcn, d. h. die verzichtende Tochter und ihre Nachkommen, ausschließen, während es zweifellos ist, dass nach der letzteren der Margaretha als Regredie11ted1i11 der Vorzug vor einer Erhtocl1ter gesichert werden wollte. Demnach ist dem Markgrafen von Mähren ein Verzichtsbricf zur I3cstiiti- gung vorgelegt worden, worin die Erhrechte seiner Gemalin v i e I g II n st i g er higeu als in dem andern, ihm nicht vorgeleg- ten. Der ihm vorgeh·gte aher repräsentirt allein das bezügliche Recht, wie es damnl;;; und bis zur pragmatischen 8anetion in Oesterreich galt. Was aus dieser Duplizität, zu der die Entwurfe siclierlich von Herzog Rudolf ausgegangen sincl, fnr <lee:se11 Cha- rakter geschlossen werden muss, braucht wol · nicht gesagt zu werden. Zuletzt muss ich itbcr Rudolfs Charakter die AcuUerung Filippo Villani's anführen, das Einzige, was mein verehrter Uni- versifütsprofessor Jäger in seiner ucuestcu Abhandlung zu mei- nem Erstaunen zu Gunsten Rudolfs schlagend verwendet z11 haben glaubt; sie lautet: ,,Sobald dieser Herzog, ein k In~ er, schlauer uud nach neuer l◄~rwerbung strebender Mimn, die Nachricht von dem Tode des jnngen Hel'Zogs (Meinhar<l) erhielt, begab er sich nach Tirol zm Gräfin (Margaretba) und brachte ihr bei, er habe alte Schrillen gefunden des Inhaltel'l, dass die alten Herzoge von Oestcrreich mit den alten Grafen von

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