3. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1873

- 10- Titel beizulegen, so z. B. Drosendorf eine Markgrafschaft zu nenneu. Rudolfs Entschiedenheit zeigt sich besonders in folgendem li'alle. 1348 bestätigte sich Karl IV. die bekannte Ui-kunde König Richards von 1262, die Oltoka1· II. von Böhmen mit Orstcrrcich und Steiermark belehnt halte, offenbar in der Absicht, bei nächst bester Gelegenheit die Ansprllche Böhmens auf Oester- reich geltend zu machen. Albrecht II. hatte dazu nur zu schwei- gen gewusst; unser Herzog aber si<-herte sieb dagegen nicht nnr in dem Documente von 1283, wo er von Otakcher spricht, sundem er trat auch mit demselben Rechte, d. h. mit derselben Rcchtslosig):rnit mit Ansprlichen auf Böhmen u. s. w. der Art auf, dass zuletzt Karl seihst froh war, den heraufbeschworenen Sturm beschwichtigt zu sehen. Rudolf legte sich in Urkunden flir Krems vom 11. April 1359 sogar kaiserliche Machtvollkommenheit bei und hielt sieb für herechtigt in allen seinen Lilndern zu „stifften und störeu, Aufsetzen und Absetzen ... als wol als aiu Römischer Kayser oder Kunig in des Heilligen Reichs gebieten." Ja er hat endlich seine Geschwister hintergangen, was um so höher anzuschlagen ist, als sie mindmjährig waren. Im Jahre 1364 erneuerte er nämlich mit seinen Brlidern das sehon besprocheue väterliche Hausgesetz, und zwar so, dass eine principielle Abweichung davon unverkennbar hervortritt. Er unterschob ihnen in l!,orm des Vertrags mit einigen Ve1·slißungeu den § 10 des Majus. Die Unteilbarkeit des Laudes ward darin in der milden Form des Gcsammteigentums festgestellt und das Primogeniturrecht wurde so verhttllt, dass es den Anschein hatte, als existire es gar nicht für die habsburgischen Brüder. In Wahrheit aber bricht es Uberall hervor. Berchtold meint, Rudolfs Brüder werden jedenfalls geglaubt haben, dass von dem ihnen günstigeren Seniorat die Rede sei, Rudolf selbst habe sicherlich die Primogenitur im Sinne gehabt. Ich werde auf den letzten Punkt später wieder zurllck- komwen. Hier muss ich noch eine ähnliche Tat erzählen. Als sich die Schwester Rudolfs, Margaretha, Witwe des He1·zogs Mein- hard von Oberbaiern - Tirol, im J. 1364 mit dem Markgrafen Johann von Mähren, dem vertriebenen Gemale ihrer Schwieger- mutter Margaretha . Maultasche vermälte, ward sie von ihrem Brude1· veranlasst, zwei Erbve1·zichtsbriefe auszustellen. Dei· eine wurde nach damaligem und späterem Gebrauch v o r dem

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