3. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1873

-· 8 - Da wir nun Rudolf das erste Mal am 16. September 1358 in Wien finden, so sind dieselben gewiss zwischen dem Herbst dieses Jahres und dem Sommer, wahrscheinlich aber dem Frtth- 1:nge des Jahres 1359 entstanden. Kürschner stimmt uns auch vom Standpunkte der Diplomatik mit folgenden Worten zu: ,,Aus dem nun (mit dem 18. Juni 1359) plötzlich hel'vortretenden Sy- stem von d i p l o m a t i s c h e n .1!' o r m e n, welche die Hoheits- bestrebungen Rudolfs klar zur Anschauung bringen, lässt sich wol mit Recht abnehmen, dass hler ein woldurchdachter P 1 an zu Gl'unde lag - und da ferner offene- Hinweisungen auf die bekannten östeneichischeu Freiheitsbriefe vorliegen , so ergibt sich der Schluss vou selbst, dass die erste Regierungs- epoche Rudolfs zugleich als die Entstehungszeit jener Frei h e i t s b ri e f e zu betrachten ist - eine Ansicht, welche bereits von A. H u b er amigesprochen und begründet wurde, dessen Argumentation durch die vorliegende diplomatische V er- gleichung der Urkunden Rudolfs ihre weitere Bestätigung erfähl't. (Seite 47, vergl. S. 5 und 62). III) Die damaligen allgemeinen Verhältnisse Deutschlands und Oesterreichs. Infolge de1· im drnizehnten Jahrhunderte geschehenen Be- schränkung des Rechtti, den deutschen König · zu wählen, auf sieben Fürsten, hatten sich in Deutschland ganz anormale Zustände gebildet. Die Fürsten, welche damals gerade im Besitze der Kurwtirde waren, hatten diese Stellung auf das · schamloseste zur Befriedigung ihres Sonderinteresses ausgebeutet und sich für ihre Stimmen von den Königen die wichtigsten Rechte bewilligen lassen. Der Throush'eit zwischen Ludwig dem Baier und Friedrich von 0esterreich so wie die Streitigkeiten des ersteren mit der Kirche hatten die Macht der Krone noch mehr geschwächt, und Karl IV. hielt es für das Beste, durch die goldene Bulle den Kurfürsten alle Rechte, welche sie im Laufe der Zeit usurpirt hatten , zu bestätigen, ja noch durch neue Begünstigungen zu vermehren. Kein Hel'zog Oesterreichs war darunter; denn dieß Land hatte gerade in del' kritischen Zeit, im dritten Viertel des dreizehnten Jahrhunderts, keine Fürsten gehabt, welche sein Recht hätten geltend machen können. Wie sollte daher Rudolf IV., welcher den ganzen Sttdwesten

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