3. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1873

-5- Herzoge die Fälschung nicht zur Last gelegt werden dart, das J!igst sich wol dartun. Er war "ain allcrlöbleichister fürste erfüllet mit weishait, und in aller piderbchait lauter" und trat ttberall als Vermittler und Friedensstifter auf. Der Zwetler Chonist nennt ihn dilectum Deo et hominibus multarum terrarum, amabilem ac pium; perutilem, imo pacis amatorem, destructorem discordie. Sein Hausgesetz von 1355 verordnet, damit dem Lande der Friede erhalten würde und seine Söhne in brüderlicher Liebe vereint bleiben möchten, dass der älteste unter ihnen, wie der jüngste, und der jüngste wie der älteste in Liebe mit einander leben uud keinen Zwist anfangen und der älteste die jttngeren wie die jüngeren die älteren in allen •Wurden und Ehren halten sollten. Würde einer von ihnen, der älteste oder die jüngeren, dieses nicht halten und einer Heirat wegen außer Landes ziehen und mit den andern nicht in Freundschaft leben, so sollten die Landherrn zu. vermitteln suchen. Dieses Gesetz, welches die Gleichheit und völlige Gleich· berechtigung aller Söhne festhält, hat Albrecht nie mehr abgeändert. Wie konnte er also das Majus publicirt haben, dessen 10. § sagt: Inter duces Austrie, qui senior fuerit, dominium habeant dicte tene u. s. w. Bei der Gleichberechtigung der Brüder sodann hätte eine Teilung der Länder stattfinden können; der genannte § verbietet aber dieselbe: Nec ducatus Am,trie ullo nnquam tempore divisionis alicujus recipiat sectionem. Das Hausgesetz steht dazu auf dem Boden alten Rechtes, welches auch in Albrechts Zeit an allen seinen Söhnen ausgeltbt ward, indem derselbe 1348 von Karl IV. zu Seefeld mit Rudolf und Friedrich die Reichslehen erhielt. Ich frage daher: Hätte der greise Vater nicht voraussehen mttssen, dass seine Kinder, ftl1· deren Bestes er gewiss stets sorgte, durch grässlichen Brnder- und Bttrgerkrieg ihre und Oesterrichs Macht vernichten würden, wenn der Erstgeborne Vorrechte noch so alten Datums auffände? Selbst angenommen, Albrecht habe Rudolf von der Fälschung in Kenntnis setzen lassen, so konnte er nur ein Auftreten desselben mala fidc von . derselben Tragweite mit Wahrscheinlichkeit erwarten. Vater- liebe und Bruderliebe sind ja so oft verschieden! Und wer glaubte, dass Rudolf nie Vater werde? Man könnte .vielleicht einwenden, dieser. habe zu den Hausprivilegien Albrechts noch den § 10 des Majus binzngefttgt. Allein darin finde ich eben einen Grund, dass letztere1· an das Werk gar nicht gedacht bat. Die goldene

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2