2. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1867

- 22 - Unabhängig von den Beschwerden Einsidclns, verfolgte Oesterreich seine Rechte auf die Waldstätte, untl KHnig Fried- rich stellte diese Rechte wieder her. Allein er ~rang nicht durch, da er wegen der Doppelwahl von den Landleuten so wenig anerkannt wurde als sein gegen diese so gefälliger Gegner um das Reich. Dem Herzoge Leopold gegenüber, der nicht minder als gänzliche Unterwerfung fordern mußte, brachen Schwiz und Unter- walden die eingegangenen Unterhandlungen ab, verweigerten ihm Gehorsam und Dienste, und hatten Uri an ihrer Seite. Da erging über die drei Täler nochmals die Acht des Reiches, doch wieder hob König Ludwig durch eine U1kunde vom 17. Juli 1315 alle und jede unverdient- wider die ihm und dem heiligen Reiche unver- brüchlich getreuen Landleute vor was immer fttr einem Richter ausgefällten Achturteile mit kHnigl. l\Iachtvollkommenheit auf. 1 ) Die inzwischen allerseits begonnenen Feindseligkeiten der drei Waldstätte mit den österreichischen Landen konnten den teilweise vermittelten Stillstand um so weniger ertragen, als die Schwizer den Hof Art in ihr Landrecht aufnahmen, welcher österreichische Hof die Dörfer Goldau, Bnsingen, Lauerz, Oberdorf, Röten, Nie- derdorf und Genkingen umfasste, und mit Boden und Gericht niemals zum Lande Sch,viz gehörte. Ein entscheidender Krieg war unabweislich. Nachdem Herzog Leopold am 3. November 1315 sich der Hilfe der Grafen von Kiburg neuerdings, beson- ders gegen Schwiz und gegen alle Waldstätte versichert, rückte er auch, verstärkt von den Zürchern, welche sich über Beein- trächtigung durch die Schwizer beschwerten, gegen diese letztern. Von denselben im Vereine mit Urnern und Unterwaldnern ,vurde er aber bereits erwartet und am 15. November 1315 am Berge Morgarten gänzlich geschlagen; worauf sich alsbald auch Graf Otto von Straßberg, Oesterreichs ' 'ogt in dessen burgundischen Be- sitzungen, zu1·ttckzog, der auf Befehl Leopolds mit vielem Volk seiner und der kiburgischen Herrschaft, seiner österreichischen Pfandschaften in Burgund und des Klosters Interlacben über den Brttnig in das Land Unterwalden gefallen war. 2 ) Durch diesen Sieg am Morgarten nun fand, nach Blumers Worten,· die seit 75 Jahren hangende Streitfrage zwischen dem Hanse Habsburg und den Waldstätten ihre bleibende Erledigung; deren Reichsun- mittelbarkeit ist vollstä.ndig befestigt. 1) Kopp IV, 2, 131 bis 135. Nüscheler I 381. - 2) Huber 81 bis 84, Kopp IV, 2, 136 bis 148, dazu II, 1 , 329, III, 2, 260, IV, 2, 93 'Anm., 94, 95 f., Blumer 144, Nüscbeler I 383 bis 387.

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