14. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1986/87

BERUFSWAHL VON MATURANTEN Für den späteren Werdegang ist eine reiflich überlegte und gezielte Berufs- wahl eine wichtige Voraussetzung. Bei einer Berufswahl , die sowohl die per- sönlichen Interessen, individuellen Vor- aussetzungen als auch die Verwertungs- chancen des ins Auge gefaßten Aus- bildungs- und/oder Berufsweges be- rücksichtigt, kann in der Regel auch von einer entsprechenden Motivation des betreffenden Maturanten ausgegangen werden. Motivation ist auf jeden Fal l not- wendig , um die in einem Ausbildungs- weg unweigerl ich auftretenden Schwie- rigkeiten und Probleme überwinden zu können. Erfolgt die Berufswah l nicht gezielt und bewußt, so besteht die große Gefahr eines späteren Abbruches des gewähl- ten Ausbildungsganges. Z. B. beenden nu r ca 50 % aller Studienanfänger ihr Studium (damit ist natürl ich nicht gesagt, daß jeder Studienabbruch auf einer un- überlegten Berufs-oder Studienwah l be- ruht , doch ist anzunehmen , daß diese hier eine nicht unwesentliche Rolle spielt). Der Abbruch oder Wechsel eines Ausbildungsweges ist jedoch nicht nur negativ zu sehen: Wenn man erkennt , daß man für einen Beruf nicht geeignet ist oder das Interesse eigentl ich woan- ders liegt, so ist es konsequent und rich- ti g , einen Schl ußstrich zu ziehen. Aber es darf auf kei nen Fal l verschwiegen wer- den, daß ein Abbruch oder Wechsel eines Ausbildungsganges mit (größeren oder kleineren) Schwierigkeiten verbun- den ist. Ei n (AHS-)Maturant, der nach einiger Zeit sein Studium abbricht und lieber direkt in einen Beruf einsteigen will, hat mit einigen Problemen zu rechnen. Diese können von persönl ichen Versa- gensgefühlen bis zu großen Arbeits- platzproblemen reichen. Für die Berufswah l sind also folgende zwei Fakto ren von Bedeutung: 1. persönl iches Interesse, individuel le Eignung , Motivation 2. Arbeitsmarktchancen Diese zwei Faktoren sollten bei der Be- rufswahl auf jeden Fal l überlegt werden. Es hi lft nichts, wenn es zwar mit einer be- stimmten Ausbi ldung sehr gute Berufs- chancen gibt, dieser Beruf aber den 1 nteressen oder individuel len Voraus- setzungen total zuwiderläuft. Ausbi l- dungszeit oder Arbeitszeit ist Lebens- zeit , die nicht verl orene Zeit sein darf. Andererseits ist es auch problematisch , einen Beruf ausschließlich aufgrund von Interesse und Neigung zu wählen - ohne Berücksichtigung der Verwer- tungschancen am Arbeitsmarkt. In der- artigen Fällen bedarf es außergewöhn- licher Motivation desWählenden ,um die in Anschluß an die Ausbildung mit großer Wahrscheinlichkeit auftretenden Schwierigkeiten zu meistern. In der Re- gel wi rd man wohl zwischen den bei den 7 Kri terien Interesse und Arbeitsmarkt- chancen einen Konsens suchen (müssen). Wie ermittelt man nun die eigenen Interessen und die Ei gnung für einen best immten Beruf? Abgesehen von jenen Anteilen der Per- sönlichkeit, die dem ei nzelnen bewußt sind , gibt es auch sogenannte „blinde Flecken", also Persönlichkeitsanteile, die dem einzelnen nicht bekannt sind , die aber der sozialen Umwelt bekannt sind. Der vor der Berufswah l stehende Matu- rant kann nun versuchen, von seiner sozialen Umwelt ,,feedback" über seine ihm unbewußten Persönlichkeitsanteile zu bekommen , um zu einem realisti- schen Selbstbild (Einschätzung seiner Eignungen, Kenntnisse oder Verhal- tensweisen) zu kommen. Nur aus einer realistischen Sicht kann eigentlich ein Beruf gewäh lt werden. Man muß, um in einem bestimmten Beruf bestehen zu können oder Erfolg zu haben, die jeweils spezifischen Voraussetzungen dafür kennen und mitbringen. Feedback über die eigene Persönlich- keit bzw. über die Berufsbi lder bekommt man am besten durch (gezielte) Gesprä- che mit a) guten Bekannten , Freunden , Eltern und b) Fachleuten , z. B. Bildungsberatern, Berufsberatern, Vertretern der österr. Hochschü lerschaft. Als Entscheidungsh ilfen fü r die Berufs- wahl dienen erfah rungsgemäßauch die

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