14. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1986/87

Ath leten in Olympia und fuhren weiter nach Delphi , einem archäolog ischen Höhepunkt unserer Reise. In Osios Lu kas und den weiter nörd lich gelege- nen Meteoraklöstern konnten wir viele sehr gut erhaltene Mosaike aus der uns eigentlich recht fremden Welt der griech isch-orthodoxen Kirche sehen . Am Fuß dieser Felsenklöster schlugen wir ein letztes Mal unsere Zelte auf, genossen noch einmal ein Campinges- sen aus der Dose, bevor wir - nach einem kurzen Aufenthalt in Thessaloniki - die Heimreise antraten. Einerseits waren wir traurig , unser heiß- geliebtes Gr iechenland verlassen zu müssen, andererseits freuten wir uns schon riesig darauf, wieder ein sauberes Badezimmer benutzen und in einem richtigen Bett sch lafen zu können. Wir werden nie vergessen, daß es uns oft fast nicht möglich war, die Heringe in den felsigen Grund einzuschl agen ; dafür hatten wir das große Glück, Meer und Strände immer sauber vorzufinden. Der Schlaf kam oft zu kurz, nie aber die Lach- krämpfe, die Unterh altung, der Kontakt mit Einheimischen und der Genuß grie- chischer Spezialitäten. Trotz aller Strapa- zen waren wir von dieser Reise sehr be- geistert und konnten uns nur schwer an das geregelte Leben zu Hause gewöh- nen. Es war eine so tolle, abwechslungs- reiche und unvergeßliche Fahrt , und wir möchten Herrn Mag. Sitter für seine Mühe herzl ich danken. Eva Thaler, Britta Gaßler, 7 B II DAS CHAOS DES HESIOD Hesiod war der erste Philosoph der Hel- lenen , der versuchte dem Volk das schwer verständ li che Gesetz des Kos- mos zu veranschau li chen. Dies ge- schah dadurch , daß er seine Philoso- phie in ein mythologisches Gewand hül lte. Nach Hesiod Theogonie 11 6 ff besteht die Welt aus dem Chaos, der Erde und dem Eros, dem Gott der Liebe. Wir dür- fen den zue rst genannten Bestandteil des Kosmos nicht so verstehen, wie wir heute das Fremdwort Chaos verwen- den, nämlich im Sinne von „wüstes Durcheinander", eine Bedeutungsent- wicklung, wie sie bereits bei Ovid (Meta- morphosen 1.7) durch „rudis indigesta- que moles" .,eine rohe und ungeordnete Masse" vorbereitet ist; eine solche Inter- pretation wäre deswegen nicht möglich , weil das Chaos als kosmischer Tei l der Erde, dem Ozean und dem Erebos ge- genübertritt. Diese Auffassung wi rd übri- gens noch von den Orphikern fortge- setzt (vgl. Damasc. 123112,9/10). Um die genaue Bedeutung dieses Ausdruckes zu verstehen, müssen wi r seine Etymolo- gie bet rachten. Nach dem etymologi- schen Wörterbuch von Hofmann lautet die indogermanische Grundform „ghau- os". Eine Ableitung liegt davon im grie- chischen Adjektiv „chaunos" ., lose, po- rös, schwammig " sowie in „chauliodus" ,.mit vorstehenden Zähnen" vor, wieder- um eine andere läßt sich in neuhoch- deutsch „Gaumen" (althochdeutsch ghoumo) nachweisen . Somit geht die os - Ableitung von Chaos auf einen Ver- balstamm „gheu _:: ,.gähnen , klaffen" zu- rück, der allerdings nur im Germani- schen erhalten ist und zwar in der sekun- dären Bedeutungsentwicklung „den Mund aufreißen , schelten, spotten" (alt- nordisch „geyja"). Da nun die griechi- sche Endung -os einen Zustand bezeichnet , ist Chaos das Auseinander- klaffen , die Kluft, der ungeheure Ab- stand. Damit kann aber bei Hesiod nur der Raum bezeichnet sein , der sich zwi- schen Himmelsgewölbe und Erde er- streckt. Die beste Übersetzung für Chaos bei Hesiod ist daher „leerer Raum". Mag. Dr lngomar Seid/ 80 ----------------------

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