14. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1986/87

Mundartpflege Der „Junge Kreis im Stelzhamerbund " ist heuer zehn Jahre alt geworden und kann auf eine Reihe erfolgreicher Auf- führungen zurückblicken: Am 18. Oktober 1986/and in der überfüll- ten Schloßkapelle die schon traditionelle Dichterlesung mit musikalischer Umrah- mung statt. Renate Schwarzmül ler und Edith Himmelbauer (beide 1A-Klasse) , Maria Eckmüller, Mark Lunglmayr, Rai - ner Steind ler, Alwine Hofstetter, Sigr id Gansberger und Elisabeth Fellner (alle 2.D), sowie Ute Hofstetter und Jürgen Brunner lasen Gedichte in Steyrer Mundart. Stürmischer Beifall und eine hervorragende Zeitungskr itik bei oh nten die Vort ragenden. Am 30. November 1986, dem ersten Ad- ventsonntag, führte der „Junge Kreis" im Rahmen des Steyrer Heimatnachmit- tags (,, Das ist die stillste Zeit") im Stadt- saal vor über 400 Zuschauern das Wei h- nachtsspiel „De heilig ' Nacht" von Josef Hochmayr auf . Die Darstell er waren Eli- sabeth Fellner, Tanja Marks, Eli sabeth Lumplecker, Michaela Baumberger, Mark Lunglmayr, Ingo Schweiger, Rein- hard Nagler, Maria Eckmü ller und Rai- ner Steindler (alle 2.D). Der Erfolg war so groß, daß die Aufführung zwei weitere Male öffentlich wiederholt werden ,,mußte". Nach zehn Jahren M u n d a r t - p f I e g e scheint mir eine kurze Bilanz angebracht: Im Jahre 1975 begann der Stelzhamer- bund seine Bemühungen , die Pflege der Heimatsprache auch zu einem An- liegen des Deutschunterrichts an den al lgemeinbildenden höheren Schulen Oberösterreichs zu machen. Ganze drei Deutschlehrer erklärten sich bereit , diese ehrenamt li che Tätigkeit zu über- nehmen. (Und mittlerweile haben zwei davon diese Aufgabe wieäer zurückge- legt.) Dieser Umstand spricht ei ne be- redte Sprache über den traurigen Stel- lenwert der Mundartpflege in unserer Zeit. Manche ahnungslosen Zeitgenos- sen haben dabei kaum eine andere As- soziation als „Urviech der Nation" oder ,,Komödienstadel " - während z.B. un- ser Nachbarland Bayern in dieser „mo- dernen" Zeit an der Univers ität München einen eigenen Leh rstuhl für Mundartfor- schung und Mundartpflege eingerichtet hat. Niemand we iß besser als ich, wiev iel Ide- al ismus dazugehört , angesichts der herrschenden „Jugendkultur" junge Menschen für Mundartdichtung zu moti- vieren. Erwähnenswert auch die Einstel- lung von Kollegen , auf ihre Nachfolge- bereitschaft angesprochen: ein etwas nachsichtiges Lächeln , nein, danke. 500 Stunden unbezahlter Arbeit mit einem Häuf lein interessierter Schüler, das klingt nicht allzu verlockend. Ich bin dennoch vom Wert dieser Arbeit überzeugt. Zum einen ist die Pflege eines bedrohten Gutes, wie es unsere Mundart ist , an sich schon etwas Positi- ves, vergleichbar etwa mit ei nem um- weltbewußten Leben. Zum zweiten ist das Auftreten vor großem Publikum für junge Menschen persönli chkeitsbil - dend. Und schl ießli ch sehe ich in dem Einsatz, einige Male im Jahr einer be- trächtlichen Anzahl vorwiegend älterer Menschen Freude zu bringen , gerade in einer materialistisch geprägten Zeit ein Bekenntnis zur Anständ igkeit. Di e Bilanz in Zahlen: In den abgelaufenen Jahren habe ich im ,,Jungen Kreis" insgesamt etwa 60 Schü- lerinnen und Schü ler unseres Gymnasi- ums betreut. Wir haben gemeinsam über 300 Gedichte in oberösterreich i- scher Mundart einstudiert und vortrags- reif gemacht, weiters zehn Theater- stücke. Damit sind wir an die 30 mal an die Öffentlichkeit getreten, zumeist in Steyr. An Höhepunkten möchte ich erwähnen: eine Lesung unserer Schül er aus eige- nen Werken im Ursulinenhof in Linz vor vier Jahren (in Anwesenheit des Präsi- denten des Landesschulrates) , sowie Aufführungen von Weihnachtsspielen im Steyrer Stadtsaal vor 500 und mehr Zuschauern aus Oberösterreich und be- nachbarten Bundesländern. Interessenten für den „Jungen Kreis" bzw. dessen Betreuung sind weiterhin willkommen. Mag. Dr. Herbert Rammerstorfer --------------------- 69 ------ ---------------

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