14. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1986/87

entsprechend ei ngeführt , im Inter- esse einer gezielten Heranfüh rung der Kinder an die „hohe" Literatur. Mag. Dietmar Endstrasser (Auszüge einer Abhandlung in „Schule und Leben", Fachzeitschrift desPädago- gischen Instituts des Landes Tirol /1986, Folge 4.) LAUF, HASE, LAUF Der junge österreichische Filmprodu- zent und Reg isseur Alfred Ninaus führte am 15. Jänner 1987 für die Schüler der Oberstufe im Rahmen der Medienerzie- hung seinen selbst produzierten Kino- spielfilm „Lauf, Hase, lauf " im Stadtkino vor, verbunden mi t ei ner anschl ießen- den Di sku ssion mit dem Regisseur. Der Film behandelt in eindringlicherWei- se die Problematik der Jugendkriminali- ■ tät. Die Handlung lehnt sich an eine wah- re Begebenheit an. Im Februar 1977 wurde in Graz ein drei- zehnjähriger von der Polizei in Gewahr- sam genommen, der - wie sich später herausstellte - neben Diebstäh len (im Gesamtwert von ei ner Viertelmil lion) auch einen Raubüberfall begangen hatte. Der Bub wuchs in den Grazer „Slums" (gemeint sind die letzten Barackensiedlungen der steiermärki - schen Landeshauptstadt) auf, und zwei Brüder verbüßen zur Zeit ei nemehrjähri- ge Gefängnisstrafe in der Haftanstalt Karlau. Martin Pittner, die Hauptperson des Films, ist ebenfallsdreizehnJah realt und wächst in einer Baracke auf. Sein Vater verbüßt eine Gefängnisstrafe wegen Raubmordes an einer altenalleinstehen- den Frau , und Martins älterer Bruder (dessen großes Vorbild) ist ebenfall s in Karl au inhafti ert. Marti n wi rd nach meh reren Einbrüchen und einem Raubüberfall au f einen Jün- geren in ein Erziehungsheim gebrach t. Er reißt aus, entschl ießt sich aber, die ., Frei heit"- sei n Elternhaus -- aufzuge- ben und zu versuchen, sich indas Leben im Heim ei nzugliedern. Wi e und ob er es schafft , blei bt offen. Di e Story ist negativ, endet aber mit einem Hoffnungsschimmer. Dem Film vorangestellt ist eine Doku- mentation, deren Schauplätze di e Barackensiedlung, das Männerasyl und die Grazer Strafanstalt Karl au sind. Ninaus' Begründung dafür: ., Ich fand es nicht genug , nur einen Spiel film über die Menschen und deren Probleme zu drehen, die mitten unter uns und doch am Rande der Gesell schaft leben; ich wollte einen Film m i t den Betroffe- nen drehen." Von den scheinbar unüberwindlichen Schwierigkeiten bei den Dreharbeiten in der Barackensiedlung und von den Schwierigkeiten eines öste rreichischen Filmemachers überhaupt erfahren wir in der Diskussion. Betroffen darüber, wie kurz der Weg von einer Barackensiedlung , ausden „unge- ordneten Ve rhältnissen", in die „geord- neten Verhältnisse" eines Gefängnisses sein und wie leicht bereits in jungenMen- schen diese Richtung vorgezeichnet werden kann , kehren wir in „unsere Ver- häl tnisse" zurück. Mag. Ernestine Ho/ub --- ---- --- ------- ----- 68 - - --------- - ------- - --

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2