14. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1986/87

SCHULE - MENSCH ARBEIT Während ich dieses Vorwort schreibe, sind zehn Schülermit ihrem Biologiepro- fessor im Schulgarten tätig . Sie haben Beete angel egt , Getreidesorten ausge- sät, Heilkräuter gepflanzt. An den Außenwänden des Schulhauses ranken sich bereits Kletterpflanzen empor: Aus Grau sol l Grün werden. Bald werden die Schül er zusammen mit Eltern und Leh- rern einen Feuchtbiotop, ei nen Tümpel, anlegen. Manche Unterrichtsstunden finden an sonnigen Vormittagen hier im Schatten der letzten alten Bäume des Werndl- parks statt. Wir haben den Schulgarten „Klostergärtlein" genannt, wei l bis vor 200 Jahren an dieser Stel le Mönche ge- arbeitet haben. Unsere Schule steht auf dem Boden des alten Kapuzinerklo- sters, das 1785 von Kaiser Josef 11 . aufge- löst wu rde. Schule - Mensch - Arbe it erscheinen plötzlich in einem anderen, natürlichen Zusammenhang. Man möchte heute so gerne die Begriffe trennen: Hi er die Schu le (und das Lernen), dort die Arbeit (und das Leben) . Doch wenn wir unsere Schü ler auf das Leben vo rbereiten wol- len, dann müssen wir sie dazu fäh ig ma- chen, tätig zu sein und in ihrer Arbei t Werte zu finden. Sie sollen spüren , daß es Freude macht, wenn man mehr tut als bloß zu lernen, wenn man Begabungen und Interessen ausbaut, sich gemei n- sam für etwas einsetzt. We r mit Freude tätig ist , überwindet auch die Härten und Enttäuschungen, die der Schul al ltag mit sich bringt. Die Arbeit , der Einsatz formt die Persönl ichkeit. Es gibt viele Mögli chkeiten, seine Per- sönlichkeit in der Schule ei nzusetzen. Viele Jahre haben wir daran gearbeitet, die Hausordnung unserer Schule le- bensnah zu gestalten. Wir wissen, daß eine Gemeinschaft von 1000 Schü lern und 90 Leh rern verbindliche Regeln des Zusammenl ebens braucht. Sie dürfen sich jedoch nicht in Geboten und Verbo- ten erschöpfen. Deshalb betont unsere neue Hausordnung auch den positi ven Wert des höflichen und freund lichen Umgangs miteinander. Die Berei tschaft, sich um ein gesundes Gesprächsklima zu bemühen, soll uns helfen , unnötige Konflikte zu vermeiden. 4 Ohne persönl ichen Einsatz von Lehrern und Schülern wären auch die großen Erfol ge im heurigen Schu ljahr nicht möglich gewesen: Unser Gymnasium stel lt den 1. und 3. Sieger in der Latein- Olympiade, di e heuer erstmals in OÖ. durchgeführt wurde. Es gab wiederum viele 1. Plätze bei sport li chen und künst- lerischen Wettbewerben. Der Madrigal- chor bewies seine hervorragende Quali- tät in der Aufführung der Missa solemni s von W. A. Mozart und des Tedeums von Anton Bruckner. Auch die Vorbereitun- gen für das Schu lfest sind geprägt vom oft unbedankten, aber gewaltigen Einsatz derer, die sich dazu bereiterkl ärt haben. Ich freue mich auch , feststel len zu kön- nen , daß immer wieder Professoren mit Schülern ihre Kraft und ihre Zeit in den Dienst der Stadt Steyr stellen. Unter ihrer Mitarbeit wi rd im Heimathaus in ei ner neuen Ausstell ung ein Stück Stadtge- schichte lebendig. Die Fußgängeru nter- führung vor unserer Schul e wird , wenn ein künstlerischer Freiraum gegeben ist , malerisch gestaltet werden. Andere Pro- fessoren und Schüler werden ei nen Tag lang zusammen mit Krampen und Schaufel arbei ten, um den Oberbau der Steyrtal -Museumsbahn zu sanieren. Das all es sind Fleißaufgaben im Dienste der Gemeinschaft. Das gemeinsame Bemühen macht es möglich , daß wir - die Lehrer und Schü- ler,Schü ler und Eltern - zwischen Schu- le und Arbei t leben ,uns entfalten und da- bei glücklich sei n können. Mag. Dr. Karl Mayer, Direktor

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