14. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1986/87

Ich ließe mir alles wegnehmen , außer der Zigarette. Der Automatismus des Rauchens : Oft graust es mir schon, aber ich rauche automatisch mein Quantum. Ich belüge mich selbst: Das eingestan- dene Packerl wird verschleiert durch den Kauf einer ganzen Stange, die Über- gänge sind fließend. Die Konsequenz, die ich in vielen Dingen aufbringe, ver- sagt bei der Zigarette. Ich hör damit auf, aber ich laßmirein Hin- tertür! offen: .. Ihr könnt's mich alle gern- haben , ich fang wieder an, wann ich will!" Und ich hab immer wieder damit ange- fangen , oft nach einem Jahr völliger Abstinenz. Es begann mit „nur einer" und endete beim Quantum. II Es gelingt erst, als ich mir die Zigarette samt den Wurzeln aus dem Hirn reiße, sie gedanklich mit tödlichem Gift gleichsetze. Als sich nach einem Jahr die Vorstellung „eine nur" wieder einschleichen will, bin ich gewappnet mit „keine mehr". Mit Intellekt läßt sich der Sucht nicht bei- kommen . Es ist falsch. die Raucher zu moralisie- ren , Nichtraucher si nd keine besseren Menschen. Es hat keinen Sinn , wenn ich mir ein bestimmtes Datum vornehme. an dem ich endgültig aufhören will, der heranna- hende Schreckenstag bewirkt nur Wut auf alle nichtrauchenden Menschen. Ich fasse nebengeleisig den Gedanken , irgendwann einmal damit aufzuhören, und der Tag kommt von allein, an dem ich sage „heute". Der erste Tag des Entzugs ist sehr schön. Es fä ll t mir leicht, nicht zu rauchen , ich komme mir unheimlich stark und überle- gen vor, ich steh einfach drüber. Schwächeanfälle und Konzentrations- ausfälle kommen erst später. Ersatz für die Zigarette gibt es keinen, da hilft kein Zuckerl, auch kein Kaugummi . Aber andere Dinge bekommen wieder ihren Wert . ihren eigenen Geschmack, sie sind nicht mehr ans Rauchen gekoppelt. Mein Leben heißt nicht mehr Zigarette. Mag. Marlene Krisper --------------------- 43 ---------------------

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