14. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1986/87
LEHRER OHNE SCHÜLER ZUR GEGEN LÄUFIGEN ENTWICKLUNG VON LEHRER- UND SCHÜ LERZAHLEN Die Situation auf dem Arbeitsmarkt für pädagogische Berufe verschärft sich von Jah r zu Jahr. Probelehrer ohne Aus- sicht auf Unterrichtsstu nden, Vertre- tungslehrer fü r Karenzierungen ohne sicheres Dienstverh ältni s und ähnliches kennzeichnen die gegenwärtige Lage. Wie es dazu gekommen ist und welche zukünftige Entwicklungen sich abschät- zen lassen, sol l hier aus der Sicht der Lehrervertretung dargel egt werden. Wenn in den Jahren bis 1975 von chroni- schem Leh rermangel im Bereich der AHS gesprochen wurde, so hatte das damals gute Gründe. Überfüll te Kl as- sen, Belastung der Lehrer durch Über- stunden, Raummangel u. a. waren im schu li schen All tag die Regel. Versch ie- dentlich kam es sogar zur „Anwerbung" von Leh ramtskandidaten für den Schu l- dienst noch vor Absch luß ihrer Prüfun- gen, die dann als Sondervertragslehrer manchmal über Jahre hinweg die ärg- sten Probleme des Lehrstundenüberan- gebots abdecken halfen . Sinngemäß war sch ließlich auch die Überstellung in das Dienstverh ältnis ei nes pragmati sier- ten Professors ei ne rei ne Routineangele- genheit: Jeder Direktor konnte ruh igen Gewissens fü r den betroffenen Kol legen eine Beschäftigungsgarantie fü r unbe- stimmte Zeit abgeben. Ab Mitte der 70er Jah re begann sich die Situation zunächst langsam , dann aber immer rascher zu verschi eben. Einer- seits sanken - als Folge der Geburten- rückgänge in Österreich ab 1965 - die Schülerzah len stetig, andererseits stieg dieZahl der Lehramtskand idaten an den Uni versitäten. Zwar wi rkte sich die ver- ringerte Geburtenzahl wegen der stei- genden Nachfrage nach höherer Bi l- dung im Bereich der al lgemei nbilden- den höheren Schulen nur wenig aus, wu rde aber mit einigen regionalen Un- terschieden , ab Beginn der 80er Jahre schl ießlich doch spürbar. Der „Ausstoß" der Universitäten an voll geprüften Lehr- kräften hielt jedoch unvermindert an. Die Folge ist nun eine sich immer deutli cher abzeichnende Schere zwischen sinken- den AHS-Schü lerzahlen und steigender Anzahl von Professoren. Am Beispiel Oberösterreichs: Im Bereich des Landes Oberösterreich sank die Zah l der AHS-Schül er in den letzten acht Jahren von 26.332 Schü lern (1979/80) auf 23.224 Schüler (1986/87), was einem Abgang von 11 ,8% ent- spricht. Parall el dazu sti eg die Zah l der Lehrer von 1798 auf etwa 2200 (+ 22.4 %). Die Anzah l der Lehrer mit Sonder- verträgen war bis 1985/86 auf 68 gesun- ken ,wäh rend vor acht Jah ren noch etwa 10 0/o der beschäftigten Professoren die Leh ramtsprüfung nicht abgeschl ossen hatten. Bisher konnte die Neuanstel lung von Leh rkräften auf der Basis des Abbaues von Überstunden und der nach langem Drängen der Lehrervertretung erreich- ten Senkung der Klassenschü lerhöchst- zahlen von 36 auf 30 in der Unterstu fe er- reicht werden . Ob in Zukunft diese Faktoren eine Rol le spielen werden, bl eibt mehr als ungewiß. Überstunden können nur bis zu ei nem Sockelbetrag reduziert werden, der sich aus dem natürlichen Überhang, bedingt durch Mehrstundenfächer, ergibt. Diesem Limit ist man österreichweit bereits sehr nahegekommen . Senkungen von Kl as- senschülerhöchstzahl en könnten hin- gegen auch in Zuku nft durchgeführt werden und hätten vor all em in pädago- gischer Hinsicht viele positive Effekte, jedoch setzen hi er finanzielle Rücksich- ten enge Grenzen. Alles in all em kann daher in nächster Zukunft mit einer Ver- schärfung der Situation gerechnet werden. Dies ist umso mehr gewiß, als ein Nach- rücken junger Leh rkräfte als Ersatz fü r Pensionierung in nächster Zukunft kaum mehr ins Gewicht fallen dürfte: Di a- gramm 1. Viel leicht erscheint dem einen oder an- deren Leser die Zahl von etwa 14 aus- scheidenden Professoren pro Jahr doch nennenswert. Es muß aber beachtet werden , daß allein im vergangenen Schuljahr 1985/86 die Zahl der Probe- lehrer in Oberösterreich auf 111 ange- stiegen war und von diesen etwa 50 überhaupt nicht untergebracht werden konnten. Da die Anzah l der jäh rli ch neu ansuchenden Probelehrer etwa gleich bleibt , wird das Ausmaßder sich anbah- 16 - ---------------------
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