14. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1986/87

angebl ich gute oder schlechte Berufs- aussichten eben nach kurzer Zeit des- halb nicht mehr stimmen , weil sich allzu- viele von solchen Prognosen motivieren oder abhalten lassen. In diesem Zusam- menhang muß betont werden , daß der einzelne, was die allgemeinen Einfluß- faktoren betrifft , häufig von Entwicklun- gen abhängig ist, die er praktisch nicht bestimmen kann. Er hat aber sehr wohl Möglichkeiten, die individuellen Berufs- aussichten entsprechend selbst mitzu- gestalten: Durch Lei stungsbereitschaft (z. B. engagiertes Studienverhalten) durch den Erwerb von Zusatzqualifi ka- tionen und wenn möglich durch Praxis- erwerb (etwa in den Ferien) können die individuellen Berufsaussichten in den Grenzen der allgemeinen Tendenz vom Durchschnitt nach oben oder unten sehr beträchtlich abweichen. Die individuel- len Berufsaussichten können im Verlauf einer Einzelberatung bis zu einem ge- wissen Ausmaß abgeklärt werden. Auf der Suche nach Gewißheit und Sicher- heit setzen Eltern und Schüler aber viel- fach zu hohe Erwartungen an die Berufs- beratung ; sie sind dann enttäuscht , daß die Berufsberatung ihnen nicht jenes Gefühl der Gewißheit vermittelt hat, das sie gesucht haben. Nun ist nicht zu ver- meiden, daß Unsicherheiten , Fragen und Zweifel offenbar bleiben - nicht aber weil der Berater selbst zuwenig informiert ist über etwas, worüber man sich nur zu informieren brauchte. Bei realistischer Betrachtung müssen so- wohl Ratsuchende als auch „Experten" oft erst mühsam lernen, daß absolute Sicherheit auf dem Sektor der Ausbi l- dungs- und Berufswahl grundsätzlich nicht zu haben ist. Es wäre aber sicher- lich (von seilen des Beraters) verfehlt und unseriös, nur um einer falsch verstande- nen Expertenrolle gerecht zu werden , Sicherheit einfach vorzutäuschen. Möglichkeiten nach der Matura Grundsätzlich lassen sich drei verschie- dene Wege nach der Matura unter- scheiden: 1. Direkter Berufseintritt 2. Kurzausbildungen 3. Hochschulstudium ad 1. Direkter Berufseintritt Diese Möglichkeit besteht grundsätz- lich , ist aber in vielen Fäl len mit Schwie- rigkeiten verbunden . Da AHS-Maturan- ten über keine Berufsausbildung verfü- gen , sind ihre Chancen aufgrund der geringen Arbeitskräftenachfrage am Arbeitsmarkt sehr begrenzt , jedoch wer- den immer noch vereinzelt Maturanten aufgenommen. Potentielle Arbeitgeber sind hierbei: Banken, Versicherungen, Sozialversi - cherungsanstalten und der öffentliche Dienst. In diesen Bereichen erfolgt die Ausbildung innerbet ri eblich. 9 Maturanten haben natürlich auch die Möglichkeit, eine Lehre zu beginnen. Bei einigen Lehrberufen ersetzt die Matura einen Teil der Lehrzeit, d. h. die Dauer der Lehre wird um diese Zeit verkürzt. * 2Jahre der Lehrzeit werden ersetzt bei den kaufmännischen Lehrberufen, weiters beim Buchhändler, Musika- lienhändler und beim Waffen- und Munitionshändler; * 1 Jahr wird bei den Leh rberufen Che- mielaborant, Drogist, Fotokauf- mann, Physiklaborant, Reisebüro- assistent und Spediteur ersetzt. Bei allen anderen Lehrberufen muß die gesamte Lehrzeit auch von Maturanten absolviert werden. Etwa 1 % (161) aller AHS-MaturaAten ha- ben 1985 eine Lehre begonnen; der An- teil der AHS-Absolventen an den Lehran- fängern lag 1985 bei 0,3 %. Es ist jedoch zu erwarten, daß sich diese Anteil e in den nächsten Jahren kontinuierlich er- höhen werden; einerseits deuten der für Mitte der 90er Jahre prognostizierte Facharbeitermangel verbunden mit einem sehr wahrscheinlichen Rückgang der Lehrlingszahlen und andererseits Entwicklungen in der BRD auf eine in Zukunft zunehmende Attraktivität der Lehrausbildung für Maturanten hin. Der- zeit ist jedoch der Lehrstellenmarkt für Maturanten in nur sehr geringem Maße aufnahmefähig. Maturanten, die keine weitere schu- lische Ausbildung ant reten , also direkt in den Beruf eintreten wo ll en, haben aus

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