14. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1986/87

Visual isierung und schriftliche Darstel- lung der Vor- und Nachteile einzelner, eventuell alternativer Ausbildungsgän- ge in folgender Form: Ausbildung A Ausbildung B Ausbildung C Was sprich! dafür" Was spricht dagegen? Di e schriftliche Konkretisierung der eigenen Berufsvorstell ungen und die Diskussion über die versch iedenen Möglichkeiten tragen wesentlich zur bewußten Berufsentscheidung bei. Die Pro nose der Berufsaussichten ver- sch iedener Ausbi ldungswege ist relativ schwierig, da mit vielen Einflußfaktoren zu rechnen ist, di e sich nu r zum Teil oder überhaupt nicht auf längere Zeiträume vorhersagen lassen. Ein wesent licher Einflußfaktor ist z. B. die gesamtwirt- schaft li che Entwicklung. Hochkonjunk- tur wirkt sich im all gemeinen förderlich auf den Arbeitsmarkt aus, in Zeiten kon- junkturel ler Depression hingegen wi rd die Situation für Arbeitssuchende pro- blematische r. Auch politische Entschei- dungen, die sich praktisch grundsätz- lich einer längerfristigen Prognose entziehen , können erhebliche Auswir- kungen auf die Berufsmöglichkeiten haben. So si nd z. B. bildungspolitische Maßnahmen durchaus in der Lage, den Lehrerbedarf stark zu modifizieren. Ent- scheidungen, welche die Bedarfsitua- ti on in einzelnen Berufen bedeutsam verändern, werfen natürlich auch sofort die Frage nach der entsprechenden Finanzi erungsmöglichkeit auf. Weiters haben technologische Entwicklungen häufig nur ungenügend abschätzbare Auswirkungen auf Berufsstrukturen und Beschäftigungssituation in verschiede- nen Bereichen. Auch die Altersstru ktur in den einzelnen Berufen ist häufig zu weni g bekannt ; sie ist aber von entschei- dender Bedeutung für den Nachwuchs- bedarf. Durch den Ausbau des Bil - dungswesens in den letzten Jahrzehn- ten ist z. B. das Durchschnittsalter der Lehrer sehr niedrig; das heißt, daß in den kommenden Jahren nur relativ wenige durch Pensionierung ausschei den werden. Das bisher über die Berufsaussichten Gesagte könnte ziemlich pessimistisch stimmen. Wenn man al lerdings nicht zu hohe Erwartungen an d ie Vorhersage- möglichkeit stel lt , kann du rchaus auch der Laie allgemein gü ltige Überlegun- gen anstell en, die doch eine gewisse Orientierung und Hilfestellung be- deuten: Wenn man sich die Berufsstrukturen im Bereiche der Maturanten- und Akademi- kerberufe ansieht , wi rd man die Feststel- lung machen, daß es auch hi er Berufe gibt , in denen relativ viele Berufsträger tätig sind , also gleichsam Massenberu- fe, und solche, die zah lenmäßig eine ge- ringe Bedeutung haben. Je größer eine Berufsgruppe ist, umso größer werden im all gemeinen , selbst bei angespannter Arbei tsmarktlage, die Chancen sein, eine Stelle zu bekom- men, da schon aufgrund von Pensionie- rung , Karenzurlaub und sonstiger beruf- 8 li cher Fluktuation doch ein ständi ger Er- satzbedarf gegeben sein wird. Natürlich kann diese allgemeine Tendenz durch Altersstruktu r (z.B. die erwähnte ungün- stige Situation bei den Leh rern) oder durch sehr starken Zustrom zum Stu- dium (z. B. Mediziner) modifiziert werden. Bei kleinen Berufsgruppen , wiez. B. Vö l- kerkundlern , Meteorologen, Philoso- phen und Archäologen ist der Ersatzbe- darf logischerweise gering . Vor allem ist aber die Prognose in diesen Fäl len noch unsicherer, da mi t mehr zufälligen Schwankungen zu rechnen ist. Neben der Größe der Berufsgruppe ist auch noch die Brei te der Ausbi ldung (der sogenannte Berufskorridor) für die Berufsaussichten entscheidend. Man- che Studienrichtungen (z. B. Betriebs- wirtschaftslehre, Jus) vermitteln sehr vielfältige Qualifikationen, die in verschie- densten Berufen und Wi rtschaftszwei - gen verwertet werden können. So z. B. stehen Juri sten nicht nur die traditionel- len Bereiche wie der Richterberuf, Ver- waltungsjurist, Notar oder Staatsanwalt offen , viele Juristen sind auch in kauf- männischen Bereichen tätig: als Wirt- schaftsjuristen in Rechtsabteilungen größerer Betriebe, aber auch im Rech- nungswesen oder als Wirtschaftstreu- händer. Dagegen hat z. B. ein Lehrer für Geschichte und Geographie, abgese- hen von der Laufbahn an den Schulen, nur sehr weni ge Ausweichmöglich- keiten. Es darf auch nicht übersehen werden, daß gerade all zu exakte Aussagen über

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