1--~ Informatik ELEKTRONISCHE DATENVERARBEITUNG Im Schuljahr 1985/86 wurde an den allgemeinbildenden höheren Schulen Österreichs zum ersten Mal der Pflichtgegenstand Informatik unterrichtet. Für die Schüler der 5. Klassen stehen somit ab vergangenem Herbst zwei Schulstunden pro Woche die sogenannten neuen Technologien im Mittelpunkt des Unterrichtsgeschehens. Die Einführung dieses neuen Faches geht auf die zielstrebige Initiative des damaligen Unterrichtsministers Dr. Helmut Zilk zurück, der damit den Kanon der allgemeinbildenden Gegenstände mit einem hochaktuellen Gebiet erweiterte. Die verschiedensten Standpunkte mußten aber erst ausdiskutiert werden: Soll ohne Computer unterrichtet werden, oder sind hauptsächlich Programmierkenntnisse zu vermitteln oder . . oder ... ? Beide extremen Standpunkte, ein ,;Trockenkurs" ohne geeignete Rechner bzw. ein reiner Programmierkurs wurden erfreulicherweise nie ernsthaft verfolgt. Die politischen Parteien und 1 nteressensvertretungen arbeiteten trotz dieser Schwierigkeiten in einer für unser Land enorm kurzen Zeit die nötigen Gesetze und Verordnungen aus. Die Schulen erhielten Personalcomputer mit der notwendigen Software, die „frischgebackenen" Informatiklehrer wurden sofort an diesen eingeschult und besuchten zum Teil noch in den Ferien Seminare für die Bewältigung der neuen Aufgaben. Die Frage der Benotung wurde auch eingehend beraten und brachte schließlich eine ungewöhnliche Lösung: Zu Beginn des zweiten Semesters können die Erziehungsberechtigten dem Klassenvorstand erklären, daß ihre Kinder im Fach Informatik im Jahreszeugnis nicht benotet werden sollen; für diese Schüler gilt Informatik als Verbindliche Übung, auf den Unterrichtsverlauf hat dies aber keinen Einfluß. 14 0/o der Eltern nahmen an unserer Schule heuer dieses Recht in Anspruch. Ich möchte hinzufügend darauf hinweisen, die Informatiknote nicht allzu leichtfertig abzuwählen, da sie vielleicht bei einer Bewerbung sehr wohl von Vorteil sein kann. Nun einige Erläuterungen zum Lehrplan, der im September im beinahe letzten Augenblick offiziell veröffentlicht wurde. Obwohl er im Vergleich mit anderen Fächern kurz gehalten ist, enthält er doch eine Fülle von Forderungen, die in einem Schuljahr nur sehr schwer unterzubringen sind. Wenn auch die Reihenfolge der in einem Lehrplan genannten Inhalte keine besondere Bedeutung hat, steht sicher nicht zufäl lig der Aspekt des Problemlösens an erster Stelle. Ferner soll das Erlernen der Grundzüge einer problemorientierten Programmiersprache den Schüler befähigen, einfache Probleme mit dem Computer lösen zu können. Die Einführung in die Hardware muß zumindest die verwendeten Geräte umfassen. Die Schüler sollen über die Entwicklung der Datenverarbeitung, bei den mechanischen Rechengeräten angefangen, über die Röhren- und Transistorrechner (der erste davon stand Mitte der Fünfzigerjahre, von Heinz Zemanek erbaut, in Wienl) bis zu den modernen hochintegrierten Bauelementen sowie über Zukunftsperspektiven informiert werden. Ein zumindest verbal großer Umfang entfällt auf die Einsatzmöglichkeiten des Computers: Nicht nur die Verwendung verschiedenster Mikroprozessorsysteme in der Verwaltung, Industrie, Medizin, Schule, Wissenschaft, Forschung und im Freizeitbereich sind Diskussionsthemen, sondern auch ihre Auswirkung auf unser Leben bis hin zu den Problemen des Datenschutzes und Datenmißbrauches. Zum Abschluß dieses Abschnitts übernehme ich den Wortlaut der Bildungs- und Lehraufgabe des Informatikunterrichts direkt aus dem Lehrplan: „Dem Schüler sollen die Grundlagen der neuen Technologien vermittelt werden. Ausgehend von der geschichtlichen Entwicklung der Informatik als Auswirkung technischwissenschaftlicher Entwicklungen einerseits und veränderter Anforderungen im Wirtschaftsleben andererseits soll der Schüler den gegenwärtigen Stand der Informatik, insbesondere ihre Denk- und Arbeitsweisen, die vielfältigen Möglichkeiten ihrer Anwendungen und die Perspektiven ihrer möglichen Weiterentwicklung kennenlernen. Er soll aber auch die sich aus dem Einsatz der Mikroelektronik ergebenden Folgen in wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Hinsicht beurteilen können. Diessoll ihn dazu befähigen,die neuenTechnologien in unsere Kultur einzuordnen." - ---- - - -------- ------- 59 - ---------------------
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