13. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1985/86

1-..I spröde und kalt. Meine Haare haben sich aufgelöst, und Spinnweben liegen über meinem Gesicht. Die Straße kommt aus dem Nebel - und führt in den Nebel. ,,We are on a road to nowhere." Was ist hinter dem Nebel? Ein Geräusch! Vögel schreien auf. Das Gras beginnt zu wachsen, es wuchert mir entgegen. Hinaus auf die Straße! Die Blätter fallen auf mich und decken mich zu. Sofort wächst ein neuer Baum. Ich liege in panischer Angst auf dem Boden. Dann wieder die Vögel, und ein gelbes Auto steht neben mir. Jemand redet mich an; ich verstehe ihn nicht. Bitte laßt mich im Nebel liegen! Kopfschütteln ... ich soll abgeführt werden' Ich werde in das Auto getragen, jemand weint und redet mir zu. Die Stimme klingt ängstlich. Was ist denn? Ich habe mich ja nicht gefürchtet! Es war schön, alles, der Nebel, die Bäume (weißt du, sie zerreißen ihr Kleid!), auch der Drache. Aber jetzt! Die Vögel begleiten mich. Ich kann nicht hinaussehen und werde nie wissen , was hinter dem Nebel ist. Mein Arm und mein Knie brennen. Ich bin eingesperrt in weißen Wänden. Weißes Blut rinnt durch die Tapeten. Draußen fallen Mücken wie Schneeflocken vorbei. Oder sind es Schneeflocken, die wie Mücken fliegen? Eine Uhr tickt; ich bin mit Schläuchen gefesselt. Ein weißer Mann kommt herein und lächelt. Er befreit mich, und die Uhr hört auf zu ticken. Manchmal höre ich die Vögel rufen. Sie erzählen mir von der Straße mit den Bäumen. Eine Frau bringt einen Spiegel und kämmt mir die Spinnweben aus dem Haar. Ich sehe mich ... ich weine. Aber warum? Mir tut nichts weh, nur das weiße Licht. Die Sonne ist doch gelb, oder? Aber auch die Frau lächelt; sie hat mir Bilder mitgebracht. Die Uhr tickt wieder, jetzt etwas schneller, da sie vergessene Zeit nachholen muß. Ich habe auch Maistifte und weißes(!) Papier bekommen. Ich beginne es sorgfältig gelb anzumalen. Dann ein paar Bilder - und wieder malen. DergelbeStiftistabgebrochen,ich nehme nun Grün. Neben den Bildern stehen Sätze. Ich lese sie, ohne den Inhalt zu verstehen. Blumen ertrinken neben mir. Sie sind grell und aufdringlich. Ihre Umrisse brennen sich mir unauslöschlich ein. Ich will sie nicht mehr sehen, doch sie ziehen meine Augen an und saugen sie auf. Ich weine nur mehr ein wenig. Die Vögel habe ich schon lange nicht mehr gehört. Sie werden doch nicht ohne mich weggeflogen sein? Ich stehe auf und gehe mühsam zum Fenster. Es sind doch Schneeflocken! Viele Vögel fürchten den Schnee. Ich bin allein. Ein Bild zeigt mir die Bäume im Nebel. Daneben steht ein Gedicht. Ich lese es und kenne es. Ich erinnere mich. ICH ERINNERE MICHI ,,Schon stehn einzeln die Bäume, stehn einzeln die Bäume, zerreißen ihr Kleid. Nimm schnell ein wenig Grün dir in den Mund und spuck es den anderen auf den dicken, dicken Pelz, sonst ist die Zeit wohl nicht zu überstehn." Von Manfred Rothenberger. Ich habe es gelesen. Ich habe es gelesen im Auto, - zwischen den Bäumen. Die Bäume standen dicht, und der Nebel verbarg die Kurve. Ich nehme meinen grünen Maistift und male die weiße Tapete an. Sonst ist die Zeit wohl nicht zu überstehn. Renate Schönmayr / 8 A ,,DER ALLTÄGLICHE WIDERSTAND" ERFOLG BEI AUFSATZWETTBEWERB Die Creditanstalt-Bankverein veranstaltete gemeinsam mit dem Land Oberösterreich und dem Residenz Verlag einen Wettbewerb zum Thema „Der alltägliche Widerstand", dessen Ziel es war, den vor der Matura stehenden Schülern Gelegenheit zu geben, ihre Probleme nun einmal außerhalb des Bereiches Schule zu artikulieren. Barbara Pöchhacker, Ulla Weich, Kurt Daucher, Christian Exner und Günther Hummel aus der 8. B-Klasse nahmen an diesem Wettbewerb teil. Jede der eingereichten Arbeiten wurde mit einem Buch honoriert. Da ein Schwerpunkt der CA-Literaturförderung darin besteht, Bibliotheken mit Werken moderner österreichischer Literatur auszustatten, wurde uns als Dank für die Teilnahme am Wettbewerb ein Bücherpaket im Werte von S 6.500,- überreicht. Erwähnenswert scheint mir ferner, daß die 8. B-Klasse in die nähere Auswahl für einen Klassenpreis kam; bei insgesamt 445 eingereichten Arbeiten sicher eine beachtliche Leistung. Mag. Karin Himmelbauer --- ------------------- 56 ----------------------

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