13. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1985/86

II Als Hauptaufgabe des „neuen Geographieunterrichts" wurde festgelegt, daß den Schülern die Regelhaftigkeiten, Auswirkungen und Motive menschlichen Verhaltens und Handelns in den beiden eng verflochtenen Aktionsbereichen Raum und Wirtschaft sichtbar und verständlich gemacht werden sollen. GRUNDPRINZIP DES GW-LEHRPLANES Raum Gesellschaft Wirtschaft G = Geographischer Bereich (Naturraum, Klima, Vegetation ...) W = Wirtschaftskunde (z. B. Geldwirtschaft, Budget ...) GW = Überschneidung zwischen den beiden oben angeführten Bereichen (Wirtschaftsgeographie, Industriegeographie ...) Im Rahmen des GW-Unterrichts sollen die Schüler erfahren, daß in den beiden Prozeßfeldern (G und W) Gruppen und Einzelpersonen agieren, die teils von gleichartigen, teils von sehr unterschiedlichen Interessen gesteuert werden, und daß diese unter dem Einfluß bestimmter, nicht unveränderbarer Human- und Naturbedingungen stehen. Im neuen Lehrplan sind die didaktischen Einheiten nicht mehr Landschaften, Länder oder Staaten, obgleich solche unter bestimmten Gesichtspunkten auch behandelt werden sollen, sondern Themen, die menschliches Handeln bzw. seine Auswirkungen und Motive in Raum und Wirtschaft zeigen. Im Lehrplanentwurf, der 1986 für die ganze Unterstufe abgeschlossen werden konnte, werden für jede Schulstufe sechs bis neun Themenblöcke angeführt und durch beigefügte Zielstellungen (= Lernziele) und Lerninhalte näher bestimmt. Diese ordnen sich den Zielangaben der jeweiligen Schulstufe sowie der Bildungs- und Lehraufgabe des Unterrichtsgegenstandes unter. Vorrangig sind dabei die Zielstellungen. Sie geben unter Berücksichtigung der Zielangaben bzw. der Bildungs- und Lehraufgabe an, welche Kenntnisse, Einsichten, Fähigkeiten und Haltungen der Schüler gewinnen soll, und sie haben vor allem die Aufgabe, die Stoffülle, die jahrelang besonders in Geographie und Wirtschaftskunde bemängelt wurde, zu bändigen. Dem Lehrer obliegt es, die Themen unter diesen Gesichtspunkten und nach seinem Ermessen auszusuchen und weiter aufzugliedern, sowie Schwerpunkte zu setzen. Die Raumbeispiele, die vom Anfang an über die ganze Welt verteilt sein sollen, sind in der 1., 2. und 4. Klasse aus Österreich, Europa und Außereuropa zu nehmen, während für die 3. Klasse die Behandlung Österreichs vorbehalten bleibt. Wieviele Raumbeispiele der Lehrer zu einem Ziel auswählt, ist allein davon abhängig, wie er die angestrebten Ziele erreichen will. An einem Beispiel aus der 1. Klasse möchte ich dies veranschaulichen: Der Themenkreis 3 lautet: ,,Wie Menschen durch Naturkatastrophen gefährdet werden, und wie sie sich davor zu schützen suchen". Es sind folgende Ziele anzustreben: Erkennen, daß die Menschen zur Abwehr der Bedrohung durch Naturvorgänge zusammenarbeiten, wobei aber die Bewältigung dieser Aufgabe vielfach Grenzen gesetzt sind. Es bieten sich dazu zahlreiche Inhalte an: Vulkanismus, Erdbeben, Lawinen, Wirbelstürme; Überschwemmungen, Dürre im Sahel .. Nun kann der Lehrer je nach Zeit oder Lernfähigkeit der Klasse sein Angebot variieren, und er kann die angestrebten Ziele genauso gut mit drei wie mit sechs Raumbeispielen erreichen. 17 ----------------------

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