12. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1984/85

II Kann ein Schüler trotz Le istungsd rucks sei ne Freizeit gestalten? Der Leistungsdruck an den Schu len wächst ständ ig . Entwe- der werden neue Wissensgebiete, wie EDV, in den Lernbe- reich aufgenommen, oder die Stundenanzahl in anderen Gegenständen wird gekürzt , sodaß der Schü ler doppelt gute Leistungen erbringen muß, um nicht auf der Strecke zu blei- ben. Es ist sicher nicht immer leicht für d ie Direktoren und Lehrkräfte der Schulen , den richtigen Weg zur Zufriedenheit der Schüler zu finden. Jeder hält sein Fach für sehr wichtig und nimmt daher leider selten Rücksicht auf andere Gegen- stände. So summieren sich oft Hausübungen, die die Schüler fast nicht bewältigen können. Somit wächst auch dieAngst vor (nichtgemachten) Aufgaben. Manchmal wird vor lauter Eile die Hausübung schlampig erledigt , weil sich der Schüler nur wenig Zeit dafür nehmen kann. Auch die Freizeit wi rd wesent- lich beeinträchtigt. Es bleibt kaum Zeit für eigene Hobbies. Durch zuviele Hausaufgaben und den steigenden Lernbe- darf können sich die Schüler kaum mehr mit anderen Dingen beschäftigen. Es bleibt höchstens noch die Zeit für einen klei- nen Spaziergang oder einen „ kurzen Aufenthalt" vor dem Fernsehapparat. Immer öfter bleiben Schüler abends lange auf, um sich beim F.ernsehen Entspannung zu gönnen. Das bewirkt al lerdings Ubermüdung und Schläfrigkeit am näch- sten Schultag. Es wäre den Schülern sicher geholfen, wenn jeder Lehrer einsehen wü rde, daß auch die Jugendlichen neben der Schu le noch ein bißchen Freizeit haben wol len und daher nicht durch zuviele Hausaufgaben überfordert werden dürfen. Viele Schü ler, auch die, die keine Probleme in der Schu le haben, wären froh, wenn man ihnen , von Seiten der Lehrer, mehr Freizeit zur Selbstentfaltung gönnen würde. Prüfungsangst Ursula Schmidinger, 5. D Heutemüssen wir eine Mathematikschu larbeitschreibenl Die letzten beiden schrieb ich auf „ Befriedigend". Meine Mutter hat gesagt , daß ich diesmal sehr „ brav" gelernt habe. Ich wi ll mich unbedingt steigern. Am besten alles noch einmal durch- gehen: Vektorrechnung ... , Variable .. ., Zirkel ... , a2+b=c 2, da stimmt doch etwas nicht ... , ach ja, ... b 2, b 2, b 2 . . das 5. D-Klasse muß ich mir merken. Viel leicht habe ich doch zu wenig gelernt. Wenn das nur gut geht! Aber ja .. ., aber ja ... ; ich muß nur den .,inneren Schweinehund " bezwingen ... ; und wenn ich ihn nicht fi nde? Mama, ich bin ja so unglücklich! Aus, Schluß! Ich muß mich am „ Kragen reißen". Ach, da kommt ja der Herbert. ,. Du Herbert , darf ichmich heu- te zu dir setzen?" Gott sei Dank, ich darf. Wenigstens die halbe Schularbeit ist schon gerettet. Da ist auch schon der Hans. Streberl Der hat's gut. der braucht keine Angst zu haben - aber der ist ja auch ganz weiß im Gesicht. ,. Hall o, du Strebil - Du kennst dich bei der Vektorrechnung nicht aus? Na, viel- leich t hell ich dir. Du mußt mir aber natürlich auch helfenl?" Da sind ja schon sechs Zehntel der Schu larbei t gerettet. Sechs Zehntel , sechs Zehntel ... Himmel! Ich darf das Kürzen nicht vergessen. Vielleicht hab' ich doch zu wenig geübt!? Aber den andern geht's ja auch nicht besser. Die Dori s: Hai Die zittert ja am ganzen Leib. Und weiß ist sie auch im Gesicht. Und der Klaus! Wie der nervös in der Nase bohrt. Und der Hannes. Lackaffe! Aber heute tänzelt er wahrscheinlich aus einem anderen Grund. Na, mir geht's ja auch nicht besser. Viel leicht sollte ich wirklich noch au fs Klosett gehen. Hände in die Hosentaschen; das wirkt lässig. Aber, wasistdenndas ... achja - derSchummel- zettel. Den brauche ich unbedingt. Noch zehn Minuten bis zum Läuten. Woher kommt denn das Bauchweh? Da kommen ja schon Maria und Josef. Die beiden sind aber auch immer die letzten! Der große Augenblick ist da. Der Lehrer betritt die Klasse! Wie addiert man zwei Vektoren .. . ach ja, hätt' ich doch fast verges- sen! ,. Herbert , du mußt mir aber unbedingt helfen! Was? Nein, ich bin nicht faul , ich .. . äh ... ich ... äh kann mir alles nur so sch lecht merken. Ja, wirklich. Ja, ich zahl dir auch einen Fünfer." Wenn das nu r gut gehtl Ich muß mich verbessern , ... ich muß ... , ich muß. Es wi rd schon gut gehen. Ich hab ja „ brav" gelernt. Wo ist denn jetzt der Schummelzettel? Ah , da! Es wi rd schon gut gehen ... hoffentlich ... wahrscheinlich ... viel leicht . Roland Schuh, 5. D ---------------------- 78 ----------------------

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