12. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1984/85

1. Lesen des Textes 2. Suche nach Orientierungspunkten 3. Hauptsatz oder Satzperiode? /---- HAUPTSATZ SATZPERIODE 1 4. Abtrennen der Nebensätze 5. Kennzeichnen des Hauptsatzes 6. Analyse des ----- HS bzw. NS ---------~ 6.1. Prädikat suchen 6.2. Subjekt bestimmen 6.3. Ergänzungen zum Subjekt 6.4. Abtrennen von Infinitivkonstruktionen (Acl , Ncl) 6.5. Abtrennen von Partizipialkonstruktionen (Abi. abs. , Part. con i.) 6.6. Abtrennen von nd-Formen (Gerundiv, Gerundium) 6.7. Objekte suchen und zugehörige Attribute 1 (Kontrolle der einzelnen Fälle durch Fragenl) t 7. Logische Einordnung der Neben- sätze und gleichwertiger Satztei le• - - 8. Überprüfung (gramm. + inhaltl.) --- 9. Endgültige Formulierung------' 61 • Diese schematische Übersicht zeigt uns sehr deutlich, daß beim Übersetzen vor allem logisches Denken und systematisches Vorgehen geübt werden. • Voraussetzung dafür ist wiederum die Fähigkeit , richtig zu kombinieren, d. h. jene Elemente einander zuzuordnen , die auch wirkli ch zusammengehören. Wegen der Vielfalt der Formen und Endungen und häufig auch wegen ihrer Mehrdeutigkeit ist die kreative Lei stung des Schülers von großer Bedeutung. • Latein ist aber nicht nur Erziehung zum logischen Denken , zum richtigen Kombinieren und Auflösen von „G leichun- gen mit Unbekannten", es geht darüber hinausi Bei Beachtung aller Regeln der ü bersetzungskunst liegt zwar eine richtige Lösung vor uns (vgl. die Auflösung einer schwierigen algebraischen Gleichung) , sie ist jedoch keine rein formale, abstrakte Lösung , sondern mit Inhalten gefüllt , mit denen wir uns immer wieder auseinanderset- zen müssen. Einige kurze Beispiele: Der Dichter Catull sagt in seiner seeli schen Zerissenheit (c.85): "Odi et amo, ..." (Ich hasse und liebe, ...). Die Lösung der Gleichung ist "technisch" recht einfach , das Erfassen des Inhaltes, seines psychischen Hintergrundes usw. , ist jedoch schon wesentlich schwieriger! Oder wir lesen Texte zum Thema „Suche nach dem Glück": Wie kann der Mensch sein Glück verwirklichen, wie muß er leben , um glücklich zu sein? Antike Autoren wie Cicero,Seneca, Martial oder Augustinus haben dazu Stel- lung genommen. In ähnlicher Weise kommen Grundfragen des Menschen (Gerechtigkeit, Liebe, Tod, aber auch staatspolitische Fra- gen) in unterschiedlicher sprach li cher und literarischer Gestaltung im Unterricht zur Behandlung. Wir erkennen, was sich seit der Antike verändert hat , aber auch welche Probl eme gleich geblieben sind , was heute noch Geltung hat und weiterwirkt. • Manches Gedankengut antiker Autoren wird uns vielleicht schon fremd vorkommen und nicht mehr ganz verständ-

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