12. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1984/85
stern und für Details aufnahmefähig. Das Gebiet der Wurze r- alm ist ideal durch die relativ kurze Anreise von Steyr, durch das kostengünstige Landesjugendheim und die Vielfalt der biologisch interessanten Gegebenheiten. Auf dem Programm stehen kürzere oder längere, meist halb- tägige Lehrausgänge, wobei viele Erfahrungen an Ort und Stel le gemacht werden können. Außerdem gilt es, wohl spar- sam,meist pflanzliches Material zu sammeln und im Heim auf- zuarbeiten . Aspekte, die die Wurzeralm bietet: Das Gebiet stellt sich als eine durch einen Eiszeitgletscher geformte Landschaft dar. Ein später entstandener Gebirgs- see ist in Jahrtausenden zu einem Moor verlandet. Im oberen Tei l ist es ein latschenbewachsenes Hochmoor, im unteren Teil ein von den engen Mäandern der noch jungen Teichl durch- schnittenes Flachmoor. Umrahmt ist das Becken von den Kalkbänken des Warscheneckstockes, von der steilen Wand desStubwieswipfels und einigen kleineren Bergen. Besonde- ren Eindruck hinterläßt das Bergsturzgebiet der„ Hölle", riesi- ge Felsbrocken in düsterer Schattenlage. Die Suche nach den prähistorischen Felszeichnungen ist für die Schülerinnen und Schü ler sicher ein Erl ebnis. Von größerer Höhe, auf dem Weg zur Dümlerhütte, hat man bei Schönwetter einen weiten Rund- blick von den Gesäusebergen bis zu den Niederen Tauern. Der Gegensatz zwischen schroffen Wänden und verkarsteten Hochflächen der Kalkalpen einerseits und den sanfteren Ver- witterungsformen der Schiefergesteine andererseits liegt klar vor Augen. Bei den Wanderungen durchsteigt man al le Höhenstufen der Kalkalpenvegetation: vom Mischwald des unteren Bergwal- des durch die Fichten- und Lärchenbestände der oberen Stu- fe, durch die Latschenzone bis hinauf zu den alpinen Rasen. Die typische Moorvegetation mit Torfmoosen , Bärentraube u. a. ist besonders bemerkenswert. Der alpinen Fauna gilt das stärkste Interesse der Schülerinnen und Schüler. Schwarze Alpensalamander, bauchseits grell - orange gefärbte Bergmolche und manchen Frosch findet man sicher. Eher zufäl lig ist das Antreffen von Eidechsen und anderen Reptilien. Die Kreuzotter, meist in der schwarzen Form, macht eine gewisse Vorsicht und das Tragen von ordentlichem Schuhwerk nötig. Singvogelgesang weckt die Kinder und begleitet sie den ganzen Tag. Mit etwas Glück kann man den Anblick eines kreisenden Adlers erleben. Eigene Akt ivitäten der Schü lerinnen und Schüler erfordert die Untersuchung von Kleinstlebensräumen , wie morschen Baumstrünken, Tümpeln und kleinen Gerinnen. Die Vielfalt der aufgefundenen Lebewesen verblüfft , ihre Beobachtung in Fanggläsern begeistert. Anschließend werden die Tiere frei- gelassen . Das Gebiet der Wurzeralm zeigt aber auch gut die Grenzen der wirtschaft li chen Nutzung eines alpinen Raumes: Den Almweidebetrieb mit seiner Folgevegetation, den Kuhdung mit seiner Insektenfauna kann man noch mit Interesse betrachten. Die Einflüsse des Fremdenverkeh rs, Erosionsrin- nen in kah len Schitrassen, breitgetrampelte Wanderwege und achtlos weggeworfener Müll stimmen die Schü ler auch ohne besondere Hinweise kritisch. Auf der Hin-oder Rückfahrt lohnt sich ein Besuch der Barock- kirche des Stiftes von Spital am Pyhrn, welches für die histori- sche Erschließung und wirtschaftliche Entwicklung des Gebietes von großer Bedeutung war. Zuletzt erwähnt, kann das Erl eben der Klassengemeinschaft jedoch als wesent li cher Teil der Schu llandwoche gelten. Die Kontakte beim Wandern , beim Spielen in der Frei zeit , beim Flüstertratsch vor dem Einschlafen verhelfen sicher zum bes- seren Verstehen und Schätzen der Mitschüler, und sie verbin- den auf Jahre. Für die Professoren ist es sicher eine Genugtuung, den Schü- lerinnen und Schülern dies ermöglichen zu können. Der orga- nisatorische Aufwand lohnt sich. Prof. Anton Hinterhölzl 32 --------------------
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